Lauren Casper und ihr Mann John aus Lexington, USA, sind glückliche Eltern zweier Kinder. Gemeinsam haben sie einen Jungen namens Mareto und ein Mädchen namens Arsema aus Äthiopien adoptiert.
Mareto ist Autist und leidet an einer Angststörung. Manchmal hat er emotionale Zusammenbrüche, die seine Eltern verzweifeln lassen. Psychische Probleme wie diese sind leider häufig bei autistischen Kindern zu finden.
Eines Tages bekam der kleine Junge wieder einen Nervenzusammenbruch, als seine Familie gerade ein paar Einkäufe in dem Lebensmittelladen „Trader Joes“, der übrigens zum deutschen Aldi-Konzern gehört, erledigen wollte. Wie sie diese Krise erlebte, schilderte Lauren in einem Blogeintrag, der tausende Menschen bewegte. Denn aus ihrem Erfahrungsbericht geht hervor, dass schon eine kleine Geste und ein wenig Aufmerksamkeit etwas Großes bewirken können.
Lies dir den emotionalen Blogpost von Lauren durch und halte ein Taschentuch bereit:
„Ich war müde, in Eile, frustriert und bereit, nach Hause zu gehen. Mein Mann John hob unseren Sohn Mareto in den Einkaufswagen, um den Laden so schnell wie möglich verlassen zu können, bevor noch etwas Schlimmeres passierte. Wir versuchten verzweifelt, eine Müsli-Packung zu öffnen, um seine Tränen zu trocknen. Unsere Tochter Arsema war mit einem Ergo-Träger an meine Brust geschnallt und sah das ganze Szenario mit großen Augen an. Auf meiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Zum einen aus Verlegenheit, aber auch durch die Hitze und die Energie, die ich brauchte, um mit einem 18 Pfund schwerem Baby, das an meine Brust geschnallt war, und einem schreienden Kleinkind hinter mir durch Trader Joes zu rennen.
Ich war mir sicher, dass ich nächstes Jahr sicherlich nicht als Mutter des Jahres antreten würde. Ich fühlte mich wie ein überschäumender Kochtopf. Ich hatte die Hoffnung, dass uns niemand näher beobachtet, dass wir irgendwie unsichtbar für die Menschen um uns herum waren. Es war chaotisch, anstrengend und es war leider eine allzu bekannte Erfahrung für uns.
Unsere Familie passt nicht wirklich gut in das konventionelle Bild. Nicht nur, dass wir zwei weiße Eltern mit einem schwarzen Sohn und einer schwarzen Tochter sind (etwas, das genug Blicke auf sich zieht und schon an sich Fragen aufwirft). Unser Sohn hat auch noch wahrnehmbare Entwicklungsdefizite wegen seines Autismus‘ und unsere Tochter hat Schwimmhäute sowie fehlende Finger und Zehen. In anderen Worten: Wenn wir zusammen vor die Tür gehen, sind wir Außenseiter. Normalerweise interessiert mich das nicht und oft liebe ich es. Meine Kinder sind wunderschön, genauso wie unsere Geschichte.
Doch manchmal interessiert es mich doch, vor allem an den Tagen, an denen wir weit davon entfernt sind, normal zu sein. An diesen Tagen will ich einfach nur nicht auffallen in der Menge und den neugierigen Blicken entkommen. An manchen Tagen werde ich müde von alledem und will einfach nur eine ganz normale Familie haben – keine Adoptivfamilie, keine Familie mit „besonderen“ Kindern, keine außergewöhnliche Familie. Das war einer dieser Tage.
Ich war den Tränen nahe, als John Mareto nahm, um den Einkaufswagen wieder zurückzubringen. Ich raste durch die Türen mit Arsema an meiner Brust, um so schnell wie möglich ins Auto zu steigen. Auf einmal sorgte eine Stimme hinter mir dafür, dass ich langsamer wurde: „Madame!“, rief sie. Ich lief noch langsamer in der Hoffnung, dass sie mich nicht ansprechen würde.
„Madame!“ Ich stoppte und drehte mich um. Ich sah eine junge Frau auf mich zulaufen. Sie hatte ein breites Grinsen im Gesicht, und ich bemerkte sofort ihre wunderschönen schwarzen Locken. Sie sahen genauso aus wie die schwarzen Locken, die sich an meine Brust kuschelten und mein Kinn streichelten. Als ich ihr T-Shirt sah, wurde mir klar, dass sie in dem Laden arbeitete. Ich glaubte, ich hätte etwas verloren. Ich sah sie an und hielt meine Tränen zurück.
„Ich wollte Ihnen nur diesen Blumenstrauß geben…“ und ich schaute herunter und sah die Blumen, die sie in der Hand hielt. Sie erzählte rasch weiter…
„Ich wurde als Baby adoptiert, und es war eine wundervolle Sache. Wir brauchen mehr Familien wie ihre.“ Ich starrte sie sprachlos an. Hatte sie nicht gesehen, was für eine Katastrophe wir in dem Laden waren? Hat sie nicht gesehen, wie wir die Kontrolle verloren? Hatte sie nicht gesehen, wie ich als Mutter versagt hatte?
Als sie mir die Blumen gab, brachte ich es vollkommen überwältigt fertig, Danke zu sagen und versuchte, ihr zu zeigen, wie viel mir das bedeutete. Sie berührte meine Schulter und erzählte mir, dass meine Familie wunderbar sei. Dann ging sie zurück in den Laden.
Meine Schritte verlangsamten sich, und ich stieg ein wenig durcheinander in mein Auto. In meinen Armen hielt ich die Blumen, und es liefen mir Tränen an den Wangen herab. An einem Tag, an dem ich dachte, wir seien das schlechteste Beispiel für eine Familie… an einem Tag, an dem ich hoffte, dass uns niemand bemerkt hätte, hat sie uns bemerkt. Doch sie hatte keine Ahnung von meiner Angst vor dem Urteil der Leute. Sie sah meine Schönheit, meine Liebe, meine Hoffnung und meine Familie. Sie dachte, wir wären wunderbar und es zauberte ihr ein Lächeln auf das Gesicht.“
Das, was Lauren geschrieben hat, ist wirklich herzerwärmend. Die „perfekte“ Familie existiert sowieso nicht. Man könnte jedoch auch sagen: Jede Familie ist einfach perfekt, egal wie groß sie ist, welche Hautfarben die Familienmitglieder haben und welche Alltagsschwierigkeiten sie zu bewältigen hat. Laurens Familie ist ein schönes Beispiel dafür.