Als die 36-jährige Angela Formosa aus London, Großbritannien, in der 5. Schwangerschaftswoche erfährt, dass sie Mutter von Zwillingen wird, sind sie und ihr Ehemann Daniel überglücklich. Doch nur 11 Wochen später muss die werdende Mutter eine Entscheidung über Leben und Tod fällen.
Mit fortschreitender Schwangerschaft wird die Freude über Angelas ungeborene Zwillinge von einer schlimmen Diagnose ihres behandelnden Arztes überschattet. Denn während einer routinemäßigen Ultraschalluntersuchung in der 16. Schwangerschaftswoche stellt der Arzt fest, dass die beiden Mädchen am Bauch zusammengewachsen sind. Weitere Untersuchungen ergeben, dass sich die ungeborenen Babys einen Teil des Darms teilen. Die Ärzte stellen die werdende Mutter schließlich vor die Wahl:
„Sie fragten mich dreimal, ob ich eine Abtreibung möchte. Wir hatten keine Ahnung, was auf uns zukommen würde. Viele Leute sagten uns, dass sie wohl abgetrieben hätten, aber ich sagte ‚Nein‘. Das wäre für mich nie in Frage gekommen“, so Angela.
Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft mit siamesischen Zwillingen liegt weltweit bei 1:200.000. 50 % dieser Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt, und von den Babys, die die Geburt überleben, sterben bereits 35 % noch am selben Tag. Auch gibt es nur 500 Fälle weltweit, in denen siamesische Zwillinge erfolgreich operativ getrennt werden konnten. Diese Fakten verunsichern die werdenden Eltern sehr. Dennoch entscheiden sich Angela und Daniel gegen eine Abtreibung.
Am 26. Juli 2012 kommen die beiden Mädchen Ruby und Rosie in der 34. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt auf die Welt. Doch die Freude über die überstandene Geburt ihrer beiden Töchter hält nur kurz an. Die Neugeborenen müssen schon einen Tag nach der Geburt notoperiert werden. Der Darmabschnitt, den sich die beiden Mädchen teilen, ist verschlossen – dieser Zustand ist lebensbedrohlich für beide Kinder. Während einer fünfstündigen Operation, an der 15 Ärzte mitwirken, schaffen diese es schließlich, die Zwillinge erfolgreich zu trennen.
Nachdem sich das Paar darauf eingestellt hat, mit einem Baby oder gar keinem nach Hause zu kommen, können die beiden ihr Glück kaum fassen: Drei Wochen nach der riskanten Operation dürfen sie das Krankenhaus mit beiden Kindern verlassen.
Heute sind Ruby und Rosie 5 Jahre alt und gehen schon in dieselbe Grundschule wie ihre große Schwester Lily. Sie basteln und malen gerne und sind Fans der Disneyfilm-Fee Tinker Bell.
Auch wenn sie heute nicht mehr körperlich miteinander verbunden sind, sind sie trotz allem unzertrennlich.