Künstlern sagt man gemeinhin einen Hang zum Exzentrischen nach – daraus resultierten mitunter sehr ungewöhnlich gestaltete Ateliers. In dieser Hinsicht schlägt die Werkstätte des Spaniers Fernando Abellanas dem Fass allerdings den Boden aus.
In Valencia baute sich der ehemalige Klempner, der sich selbst zum Möbeldesigner umschulte, ein „schwebendes“ Atelier. An der Unterseite einer Brücke hat er in luftiger Höhe einen Stuhl, einen Schreibtisch und zwei Regalbretter montiert.
Eine einfache Holz-Metall-Konstruktion bildet den Boden und die Seiten. Dieses Gebilde kann an das an der Brücke montierte Mobiliar herangefahren werden. Wände gibt es nicht und das Dach ist die Unterseite der Brücke. Befindet sich der Boden gerade nicht unterhalb der angeschraubten Möbel, wirkt es tatsächlich so, als würden Arbeitsplatte und Stuhl nur durch Zauberei dort oben festgehalten werden.
Links und rechts am Unterbau der Brücke sind Rollen angebracht, die auf Betonbalken sitzen. Auf diesen „Schienen“ kann der Künstler das Atelier mithilfe einer Handkurbel von einer Seite der Brücke auf die andere fahren.
Nur 2 Wochen hat Abellanas für das Gesamtwerk gebraucht. Das Mini-Büro ist mittlerweile auch mit Fotos, einer Lampe und Bettwäsche ausgestattet und dient dem kreativen Designer auch manchmal nachts als Zufluchtsort.
Für den jungen Mann hat das Domizil auch symbolischen Wert: Vor allem geht es ihm darum, vernachlässigten Orten Wert zu schenken. Es spielt dabei eine Rolle, dass sich das Studio in Valencia befindet, einer Stadt, in der bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird.
Zudem flieht der Künstler ab und zu unter die Brücke, wenn ihn das Stadtleben einholt. „Es geht auch darum, kleine Plätze mitten in der Stadt ausfindig zu machen, an denen man sich vom hektischen Tempo erholen kann“, so Fernando.
Ein weiterer Clou des ungewöhnlichen Arbeitsplatzes ist, dass Fernando den genauen Standort geheim hält. Sobald diesen jemand entdecke, werde er sich eine neue Wirkungsstätte suchen, ließ er verlauten.
Im Video wird das Werk nochmal im Detail vorgestellt:
Eigentlich sind die Denkanstöße, die der Designer mit seinem Werk gibt, durchweg positiv: Das innovative Atelier zeigt eine Alternative zum Arbeiten und unter Umständen sogar zum Wohnen auf. Zudem kann es die Bevölkerung, gerade in überteuerten Städten, ein wenig zum Nachdenken bringen. In diesem Fall gibt es eventuell nur eine Sorge: Für Menschen mit Höhenangst ist der Ort sicherlich nichts.