Die meisten Eltern legen großen Wert darauf, dass ihre Kinder so früh wie möglich das Schwimmen erlernen und auch dann nicht ohne die Aufsicht von Erwachsenen im Wasser herumtollen. Allzu viel kann viel zu schnell passieren und Kinder lieben nun einmal das Wasser – es zieht sie magisch an.
Daher ist es unbedingt sinnvoll, Kindern schon früh Schwimmunterricht zu ermöglichen und sie auch danach möglichst mit der Unterstützung von Schwimmflügeln und -reifen ins Wasser zu lassen. Wenn sie dann einen Muskelkrampf erleiden oder schlicht erschöpft sind, kann das aufblasbare Spielzeug ihr Leben retten.
Die furchtbare Wahrheit ist aber, dass auch noch so gewissenhafte Vorbereitung und Umsicht nicht in allen Fällen vor einer Katastrophe schützen können.
Auf Facebook erzählte jetzt Kailey Holian aus Needville im US-amerikanischen Texas, wie sie im Sommer 2016 ihren kleinen Sohn Weston verlor.
„Nächste Woche wird es 3 Jahre her sein, dass wir ihn im Arm gehalten haben. Bitte gebt mir ein paar Minuten eurer Zeit, um über Sicherheit im Wasser zu sprechen. Badesicherheit ist nicht so einfach, also werden es nicht dieselben alten Tipps sein. Das hier ist die Realität – und sie ist hart.
Ich habe alles gemacht, um eine gute Mutter zu sein, bevor es ins Schwimmbad ging:
- Weston bekam Schwimmunterricht, seit er ein Baby war.
- Er konnte bereits schwimmen.
- Ich hatte Herz-Lungen-Wiederbelebung gelernt.
- Ich hatte meine Kinder gelehrt, vor dem Wasser Respekt zu haben.
- Ich habe den Pool im Blick behalten und die Ohren gespitzt.
Aber am 16. Juni 2016 nützte all das nichts. Pools sind keine Spielzeuge. Sie sind Erdlöcher voller Wasser. Strände sind keine Freizeitparks, sie sind der Rand des Meeres. Wir müssen diesen Gewässern mit dem Respekt begegnen, den sie verdienen. Wasser hat keine Gefühle. Das Wasser gibt nicht Bescheid, wenn etwas nicht stimmt, und eure Kinder können das auch nicht.
Ertrinken passiert LEISE.
Es gibt kein Geplansche, keine Hilfeschreie. Ihr werdet nichts vom Ertrinken bemerken, bis es zu spät ist. Unter Wasser kann man nicht um Hilfe rufen und unter Wasser kann man nicht auf sich aufmerksam machen. Was immer ihr im Fernsehen gesehen habt, vergesst es, es läuft nicht so ab. Wir sind darauf trainiert, nach Dingen Ausschau zu halten, die nicht passieren werden.
Ich stand nur etwa einen Meter von meinem Sohn entfernt. Er war auf der Leiter, während ich den anderen Kindern sagte, dass sie im Wasser vorsichtig sein sollten. Ich dachte, ich sei nahe genug, um es zu „hören“, wenn er Probleme hätte. Ich war nahe genug dran, um Wasserspritzer abzukriegen, sollte er um sich schlagen. Aber nichts davon passierte, denn Ertrinken ist leise. Es dauerte weniger als eine Minute. Weniger als eine Minute, in der er leise unterging und seine Lungen sich mit Wasser füllten.
Ich wandte Herz-Lungen-Wiederbelebung an, bis er Wasser erbrach. Ich hielt meinen süßen Jungen in den Armen und versprach ihm, dass alles gut werden würde, während er sich an mich klammerte und weinte. Er war wach und bei Bewusstsein, als die Sanitäter kamen. Die Fahrt in die Notaufnahme war nur „zur Sicherheit“, und sie gaben ihm Beruhigungsmittel und intubierten ihn „vorsorglich“. Er wurde nie wieder wach. Wir warteten drei Tage darauf, dass er wieder aufwachen würde, und beteten um ein Wunder. Aber er hatte keine Hirnaktivität mehr. Er würde nie wieder aufwachen. Der schlimmste Alptraum jeder Mutter war zu meiner Realität geworden.
Es ist jetzt drei Jahre her und ich habe immer noch nicht alle Antworten auf meine Fragen. Ich dachte, ich hätte an diesem Tag alles richtig gemacht. In letzter Zeit verlieren mehr Eltern ihre Kinder durch Badeunfälle und es bricht mir jedes Mal das Herz, wenn ich davon höre.
Darum will ich auf einige Punkte aufmerksam machen, die zu selten erwähnt werden:
- Ertrinken passiert sehr leise. Rechnet nicht mit Lärm oder Wasserspritzern.
- Es KANN euch passieren. Es ist mir passiert.
- Begegnet dem Wasser mit Furcht und Respekt. Es ist kein Spielzeug.
- Es spielt keine Rolle, ob sie schwimmen können. Es kann jedem passieren. Es ist Weston passiert.
- Bringt euren Kindern so früh wie möglich bei, wie man sich im Notfall über Wasser hält! Das ist etwas anderes als normaler Schwimmunterricht.
- All das ist nicht immer genug. Fühlt euch nie völlig sicher. Glaubt nie, ihr hättet an alles gedacht. Bleibt immer wachsam.
Bitte lasst euch durch Westons Geschichte warnen, damit ihr nicht eure eigene erleiden müsst. Vergesst ihn nicht. Vergesst nie, was ihm passiert ist. Lasst seine Geschichte das Leben eurer Kinder retten. Ich werde meinen Sohn nie wieder in den Armen halten, ich kann nur hoffen, dass seine Geschichte jemand anderes retten wird.“
Was für eine furchtbare Erfahrung für die arme Familie! Hoffentlich helfen Kaileys eindringliche Worte wenigstens dabei, weitere Unglücke dieser Art zu verhindern.
Unter diesem Link gibt die DLRG wichtige Hinweise, wie man sich im Notfall bei Muskelkrämpfen oder Erschöpfung über Wasser halten kann. Vielleicht können diese Ratschläge in diesem Sommer jemandem das Leben retten.