Manche Tierrettungen haben eine fast unerträgliche Vorgeschichte. Dazu zählt mit Sicherheit der traurige Fall der Hündin ‚Camilla‘, die auf grausame Weise ausgesetzt wurde. Die Familie der Hündin zog um und ließ das arme Tier wie einen alten Schrank vor dem ehemaligen Wohnhaus zurück.
Camilla will nicht wahrhaben, dass ihre Familie sie einfach zurückgelassen hat. Verzweifelt klammert sie sich an das, was sie noch an ihr Heim erinnert und etwas Geborgenheit spendet: ihre Decke.
Camilla wartet auf ihre Familie
Am Neujahrsmorgen 2019 macht Maria Tarashevka aus Dallas, im US-Bundesstaat Texas, einen Spaziergang durch ihre Nachbarschaft. Dabei begegnet sie einer völlig verängstigten Hündin, die zitternd auf einer durchnässten Decke mitten auf der Straße liegt.
Maria versucht vorsichtig, sich der Hündin zu nähern, doch als sie ihr zu nahe kommt, ergreift diese aus Angst panisch die Flucht. Nach kurzer Zeit jedoch kommt die Hündin wieder und legt sich zurück auf ihre Decke, in der Hoffnung, dass ihre Familie sie dort wieder abholen würde, wo sie sie zurückgelassen hat.
Patti Dawson, Vorsitzende des Tierschutzvereins Dallas Dog, der schon viele Tierrettungen durchführte, erzählt in einem Interview von der traurigen Situation, in der sich die verzweifelte Hündin befand:
„Es war sehr kalt und regnete und die Hündin lag auf dieser nassen Decke und wollte sie einfach nicht verlassen. Ich denke, sie glaubte noch immer, dass ihre Familie zurückkommen würde. Sie war in dieser Phase: ‚Ich warte nur kurz hier‘.“
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Da sich die Hündin weder locken noch anfassen lässt, muss Maria improvisieren, um das völlig verstörte Tier von der Straße zu bekommen. Als sie sich der Hündin nähert und diese daraufhin erneut wegrennt, schnappt sich Maria kurzerhand die Decke der ausgesetzten Hündin und zieht sie Stück für Stück hinter sich her.
„Sie erstarrte sofort.“
Es klappt! Aus Angst, auch noch das letzte Erinnerungsstück an ihre Familie zu verlieren, folgt die Hündin der Decke bis in Marias Garten, wo es Maria schließlich gelingt, die Pitbull-Hündin zu sichern. Daraufhin verständigt die junge Frau das örtliche Tierheim.
Im Tierheim angekommen, wird die Hündin, die dort auf den Namen ‚Camilla‘ getauft wird, erst einmal in einen Einzelzwinger verbracht.
„Sie rollte sich in der hintersten Ecke des Zwingers zu einem Ball zusammen. Man konnte sie zwar berühren, aber sie erstarrte dann sofort, wollte keinerlei Augenkontakt und senkte den Kopf. Wenn man ihr zu nahe kam, flüchtete sie sofort ans andere Ende des Zwingers“, erzählt Patti Dawson.
Seelische und körperliche Wunden
Doch nicht nur Camillas seelische Wunden müssen heilen, auch eine tiefe Wunde am Hals der Hündin muss von einem Tierarzt genäht und versorgt werden.
Patti Dawson kann nur mutmaßen, wie sich Hündin Camilla vor der Tierrettung den tiefen Schnitt hinter dem Ohr zugezogen haben könnte:
„Der Tierarzt sagte, dass ihre Verletzung von einem eingewachsenen Halsband stammen könnte, was bedeuten würde, dass sie draußen an der Kette gehalten wurde. Es könnte aber auch sein, dass sie draußen eine Auseinandersetzung mit einem anderen Hund hatte.“
Camilla fasst Vertrauen
Mittlerweile befindet sich Camilla auf einer Pflegestelle, wo sie langsam wieder lernt, Vertrauen in Menschen zu fassen:
„Camilla macht sich gut. Sie entwickelt allmählich eine eigene Persönlichkeit und beginnt langsam, wieder zu vertrauen. Wir wissen nicht, was sie durchmachen musste, bevor sie zu uns kam. Doch es wird Zeit brauchen, bevor sie begriffen hat, dass sie jetzt in Sicherheit ist. Aber sie kommt immer mehr aus sich heraus“, berichtet Patti Dawson von Dallas Dog.
Hündin Camilla wird wohl noch eine ganze Weile brauchen, bis sie ihr Herz noch einmal an einen Zweibeiner verschenkt. Hoffentlich gerät die junge Hündin dann aber an Menschen, die es ganz besonders gut mit ihr meinen und ihr Vertrauen nicht noch einmal missbrauchen, damit nicht noch einmal eine Tierrettung nötig ist.
Quelle: thedodo
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