John D. Rockefeller war der erste Milliardär der Welt. Neben seinem Reichtum genoss er auch ein langes Leben: 98 Jahre wurde er alt. Sein Urenkel Michael Rockefeller hatte nicht so viel Glück. Er starb unter mysteriösen Umständen wohl schon im Alter von 23 Jahren.
Dem Spross der deutschstämmigen Rockefellers schien eigentlich eine vielversprechende Zukunft bevorzustehen. Er beendete ein Havard-Studium in Geschichte und Wirtschaft mit Auszeichnung und schloss sich nach seinem Wehrdienst einer Forschungsexpedition im damaligen Niederländisch-Neuguinea an, wo er das erste Mal den Stamm der Asmat kennenlernte.
Nach Abschluss der Expedition trieb es den gut Zwanzigjährigen auf eigene Faust mit einem befreundeten niederländischen Begleiter namens René Wassing nach Neuguinea ins Gebiet der Asmat zurück. Die letzten bekannten Fotos von Michael zeigen ihm bei besagtem Stamm.
Im November 1961 waren die beiden in einem 12-Meter-Kanu sechs Kilometer vom Ufer entfernt unterwegs. Dann kenterte ihr Kanu; Michael und René trieben fast anderthalb Tage hilflos im Wasser. Schließlich traf Michael die Entscheidung, zum Ufer zu schwimmen, während sein Freund sich weiter am gekenterten Kanu festklammerte.
Gerüchte und Theorien um das Verschwinden von Michael Rockefeller
René wurde einen Tag später in der Arafura-See vor Neuguinea nahe dem Asmat-Gebiet gesichtet und gerettet, von Michael fehlte aber jede Spur. Der vermutliche Tod und das Verschwinden des jungen Rockefeller-Sprosses bleiben bis heute ein Rätsel.
Nicht verwunderlich ist es daher, dass über Michaels mögliches Schicksal einige Gerüchte aufgekommen sind.
Besonders verbreitet ist die Theorie, dass er von den Kannibalen, deren Stamm er erforscht hatte, verspeist wurde. Vielleicht sogar von den Stammesmitgliedern, die auf den letzten Fotos von ihm zu sehen sind. Immerhin war Kannibalismus unter den Asmat zu der Zeit noch verbreitet. Schaffte der entkräftete Michael es zum Ufer, wo er leichtes Spiel für die Ureinwohner gewesen wäre?
Natürlich ist es aber auch möglich, dass er schlicht ertrunken oder von Krokodilen gefressen wurde. Schließlich sind die dortigen Gewässer sehr gefährlich und Michael trieb geschwächt und nur an ein Kanu geklammert fast zwei Tage auf offener See.
Eine weitere Theorie beruht auf einem späteren Foto, das erst etwa ein Jahrzehnt nach Michaels Verschwinden entstanden ist. Im Rahmen einer Dokumentation über die Asmat wurden Stammesmitglieder auf ihren Booten gefilmt. Dabei kam dieses Foto zustande:
Der Fotograf Malcolm Kirk hatte die Aufnahmen gemacht und äußerte sich zu dieser verblüffenden Theorie: „Ich kann nicht sagen, dass mir eine hellhäutige Person in einem der Kanus besonders aufgefallen sei. Ich erinnere mich aber, dass ich vor ein paar Wochen bei der Durchsicht meines Tagebuchs auf einen Hinweis über einen Albino-Mann gestoßen bin.“
Im Dokumentarfilm sagt er: „Diese Aufnahme eines bärtigen, hellhäutigen Weißen, der in einem Kanu voller nackter Asmat-Krieger paddelt, wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Die Ähnlichkeit mit Michael Rockefeller, einem versierten Kanufahrer mit Bart, ist aber offensichtlich.“
Eine tragische, aber spannende Geschichte, die wohl nie endgültig aufgeklärt werden kann. Wie erklärt ihr euch das Verschwinden von Michael Rockefeller? Wurde er von Kannibalen verspeist? Sollte man nicht ausschließen, dass er sich ihnen angeschlossen hat und Michael der weiße Kanufahrer unter den vielen Asmat auf dem obigen Bild war? Oder ist er schlicht ertrunken? Gibt es vielleicht eine weitere Theorie, die auch plausibel ist? Schreibt eure Meinung in den Kommentaren!
Hier findest du weitere spannende Geschichten und Aufnahmen aus früheren Zeiten:
- Charles Darwins verschwundene Notizbücher tauchen auf
- ‘Vampir’-Skelett wird mit Sichel über dem Hals gefunden
- Auf dem Hof Hinterkaifeck geschahen 1922 schreckliche Morde
- Gefährliche Fashion-Trends aus der Geschichte
- Historische Fotos mit düsteren Geschichten
Vorschaubild: IMAGO/Everett Collection