Den Arm heben (und mit dem Finger schnipsen): Diese Geste kennt man aus der Schule oder der Gastronomie. Doch mit Schulstrebern und penetranten Kneipengästen hat der indische Mönch Sadhu Amar Bharati wirklich nichts gemein. Dass der Inder seit über 50 Jahren den Arm ununterbrochen hochhält, hat einen völlig anderen Grund. Wenn man Amar heute sieht, drängen sich zwei Fragen auf: Warum tut er sich das an? Und vor allem: Wie ist das medizinisch möglich?
Eigentlich lebte Amar Bharati ein ganz gewöhnliches Leben: Der Inder hatte eine Frau und zwei Kinder und arbeitete in einer Bank – bis er schließlich in den 1970er-Jahren eine radikale Entscheidung traf.
Warum hebt der indische Mönch seit 50 Jahren den Arm?
Einer Eingebung folgend, verschrieb Amar sein Leben der Indischen Gottheit Shiva. Dafür ließ er nicht nur Besitztümer und Familie hinter sich, sondern opferte auch einen Teil seiner selbst: Als Zeichen seiner Verbindung zum Göttlichen hob der frischgewordene Mönch seinen Arm – und senkte ihn nie wieder.
Mit dieser Geste wurde Amar Bharati zu „Sadhu Amar Bharati“: Ein Sadhu ist im Hinduismus eine Art Mönch – ein Asket, der allem Weltlichen abgeschworen und sein Leben dem Göttlichen gewidmet hat. Sadhus werden in Indien als Heilige verehrt.
Wie ist das medizinisch möglich?
Am Anfang habe ihm der Arm noch höllisch wehgetan, so der Sadhu. Doch jetzt spüre er ihn gar nicht mehr. Aber sollte der Arm des indischen Mönchs nach über 50 Jahren nicht eigentlich abgestorben sein?
Tatsächlich ist der Arm nach der langen Zeit zwar verkümmert, aber immer noch durchblutet. Mediziner erklären das Phänomen so, dass der Arm über all die Jahre allmählich mit dem Schulterblatt verwachsen ist. Amar muss also gar keine Kraft mehr aufwenden, um ihn hochzuhalten.
Nerven und Muskulutur seien durch die Fehlhaltung weitestgehend abgestorben. Kein Wunder also, dass Amar seinen Arm nicht mehr fühlt. Ihn zu senken ist durch diese anatomischen Veränderungen allerdings auch unmöglich: Der Arm würde brechen, wenn man ihn nach unten böge.
Unabhängig von der Frage, warum sich der indische Mönch ausgerechnet für diese Geste entschieden hat: Sadhu Amars ewig erhobener Arm ist ein Beispiel für die schiere Kraft des menschlichen Willens, und die ist für sich schon bewundernswert – auch wenn man den Sinn hinter diesem Martyrium nicht versteht.
Quelle: Fitbook
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