Im Tierreich kann es zu ungewöhnlichen Koexistenzen kommen: So gibt es Vogelspinnen, die sich Frösche als Haustiere halten, damit diese die Spinneneier vor gefräßigen Ameisen beschützen. Und die Muräne, ein gefürchteter Räuber in den Korallenriffen, verschont die Putzergarnele, damit diese den Fisch im Gegenzug von Parasiten befreit. Aber auf das folgende tierische „Paar“ können sich Forscher bisher keinen Reim machen: auf die Aale, die sie in Robben-Nasen gefunden haben!
Schon seit 40 Jahren beobachten Wissenschaftler die vom Aussterben bedrohte Hawaii-Mönchsrobbe im Rahmen eines Forschungsprogramms. Vor zwei Jahren trafen sie zum ersten Mal auf einen der Meeressäuger, der einen 75 cm langen Aal in der Nase hatte. Dieser hatte sich bis auf 5 cm in die Robbe hineingeschlängelt.
Seitdem sind die Forscher mehrfach auf Robben gestoßen, deren Nasen auf dieselbe Art und Weise „verstopft“ waren. Jedes Mal befreiten sie die Robben von Aalen – Eingriffe, die die Meeressäuger unbeschadet überstanden, die Raubfische jedoch nicht.
Doch die Frage, wie und warum die Aale in die Robben-Nasen gelangen, können die Wissenschaftler noch nicht beantworten. Da die Mönchsrobben auf der Suche nach versteckter Beute ihre Schnauzen gerne in Spalten von Korallenriffen, unter Steine oder in den Sand stecken, könnten so aufgespürte Aale beim Fluchtversuch schon einmal im Nasenloch der Tiere landen.
Möglich ist aber auch, dass die Robben den verschlungenen Fisch wieder hochgewürgt haben – und der Aal dabei den falschen Ausgang genommen hat. Andere Forscher glauben hingegen, dass es sich bei der seltsamen Begegnung schlichtweg um ein Spiel von jungen Robben handelt.
Das Rätsel bleibt also vorerst ungelöst. Die Mitarbeiter des Forschungsprogramms kümmern sich derweil weiter voller Inbrunst um den Schutz der seltenen Hawaii-Mönchsrobben, von denen nur noch etwa 1.400 Tiere existieren.