Mit der Ferienzeit kommt leider auch die Zeit, in der viele vorfreudige Urlauber ihr Haustier aussetzen, da das Tier den Urlaubsplanungen entgegensteht. Jedes Jahr werden allein in Deutschland rund 500.000 Haustiere von ihren Besitzern ausgesetzt – und das nicht nur zur Ferienzeit. Zum Glück setzen sich gute Samariter für die Tierrettung solcher Vierbeiner ein.
Tierrettung für ausgesetzte Hündin
So erging es auch einer Hündin, die Anfang Dezember in einem Wald in der englischen Grafschaft Northumberland im Norden Englands gefunden wurde. „Als ich sie das erste Mal sah, dachte ich, sie sei tot […], aber sie schaffte es, so lange durchzuhalten, bis sie gefunden wurde“, berichtet Jan Ross, die Chefin des Tierheims „Berwick Animal Rescue Kennels“.
Die Hündin, die von ihren Rettern „Mrs. Tiggywinkle“ (kurz „Tiggy“) getauft wurde, wog nur noch 10,8 kg. (Normal sind für einen Vertreter der Hunderasse „Lurcher“ wie Tiggy etwa 20 kg.) Sie kollabierte immer wieder, wenn sie aufstehen und laufen wollte. Sie wurde schnellstmöglich zu einem Tierarzt gebracht, der neben ihrer offensichtlichen Unterernährung auch noch eine Infektion mit Pelzmilben diagnostizierte. Sie hatte kaum noch Fell und ihre Körpertemperatur betrug nur 34,8 °C statt der üblichen 38 °C.
Die erste Nacht nach der Tierrettung verbrachte Tiggy bei einer ausgebildeten Tierpflegerin und bekam dort etwa alle zwei Stunden spezielle Nahrung. Am nächsten Tag sollte sie im Tierheim ein Gehege bekommen. Da sie jedoch in einem solch kritischen Zustand war, beschloss eine Tierpflegerin des Heims kurzerhand, Tiggy mit zu sich nach Hause zu nehmen. Dort rollte sich die Hündin, eingepackt in einen Pyjama, vor dem Kaminfeuer zusammen.
Die Hündin ist komplett entkräftet
Am nächsten Tag versuchte Tiggy aufzustehen, um zu essen, ihr Körper versagte aber – so schwach war sie immer noch. Stubenrein war sie auch nicht, da sie sich weder nach draußen traute, noch es überhaupt bis dorthin schaffte. Vorrangig ging es den Tierpflegern jedoch erst einmal darum, sie wieder gesund zu pflegen. Einige Nächte später, beschützt vom Ehemann der Tierpflegerin, schaffte Tiggy es, sich etwas länger auf den Beinen zu halten. Ein kleiner Erfolg war auch, dass sie innerhalb einer Woche nach der Tierrettung schon über ein Kilo zugenommen hatte.
Trotz Salben und regelmäßiger Bäder verschwanden die Milben nicht, sodass der Arzt Tiggy Antibiotika verschreiben musste. Mit deren Hilfe und dank ihrer stetigen Gewichtszunahme wurde sie von Tag zu Tag kräftiger. Als eines Tages der 7-jährige Enkelsohn von Tierheimchefin Jan zu Besuch kam, blühte Tiggy auf. „Sie war ihm gegenüber sehr liebevoll und vorsichtig“, berichtet Jan.
Die Tierrettung zeigt Erfolge
Eines Tages stellte sich Tiggy vor die Haustür, so als wolle sie nach draußen. Im letzten Moment machte sie einen Rückzieher, jedoch war auch dies in dieser Situation ein Fortschritt. Einige Tage später genoss sie dann die frische Luft, als sie kleine Spaziergänge machte. Außerdem wurde sie nach und nach stubenrein. Die Tierrettung zeigt Erfolge!
Das Tierheim teilte Tiggys Geschichte auf seiner Facebook-Seite und versuchte so, ihre alten Besitzer zu finden. Schließlich weiß keiner, ob Tiggy weggelaufen oder absichtlich im Wald zurückgelassen worden war. Der Aufruf führte dazu, dass zahlreiche Tierliebhaber Decken, Spielzeug und auch Geld für Tiggys Genesung spendeten.
Nach einem Monat intensiver Pflege ist Tiggy so weit genesen, dass ihr Fell wieder wächst und sie mittlerweile mit anderen Hunden gemeinsam im Garten des Tierheims spielen und herumtollen kann. Leider haben Tiggys ehemalige Besitzer sich nie gemeldet.
Endlich ein neues Zuhause für die Hündin
Glücklicherweise hat Tiggy mittlerweile eine neue Familie gefunden. Mit ihr leben dort noch zwei weitere gerettete Hunde. Hoffentlich muss die Hundedame nie wieder durchmachen, was sie erlebt hat, und wird endlich glücklich in ihrer neuen Familie.
Im folgenden Video erzählt Jan die Geschichte von Tiggys Tierrettung noch einmal und zeigt, wie es ihr kurz vor ihrer Adoption ging (in englischer Sprache):
Jan hat klare Worte für das Leid, welches Tiggy und viele andere Tiere jeden Tag ertragen müssen: „Tierquälerei ist NIEMALS OKAY und es gibt keine Ausrede dafür, aus Scham nicht um Hilfe zu bitten. Viel peinlicher ist es, wenn jeder deinen Namen in Zusammenhang mit ‚Tierquäler‘ nennt.“ Da kann man Jan nur zustimmen!
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