Blanton O’Neal versucht, möglichst ohne Vorurteile durchs Leben zu gehen – schon allein, um ein Vorbild für seinen Sohn Sean zu sein. Allerdings ist auch er wie die meisten Erwachsenen nicht gefeit davor, Leute gelegentlich vorschnell zu beurteilen.
Ausgerechnet sein 11-jähriger Sohnemann erteilte ihm dazu eine Lektion, die ihm die Augen öffnete. Auf Facebook möchte der US-Amerikaner diese Geschichte mit allen teilen:
„Ich habe lange überlegt, ob ich etwas posten soll, das mich in einem eher unvorteilhaftem Licht zeigt. Aber ich denke, die Geschichte bringt eine Seite zum Ausdruck, die – wenn wir wirklich ehrlich sind – vielen von uns eigen ist. Gestern sind Sean und ich zu einem Auswärtsspiel seiner Fußballmannschaft gefahren. An einer Tankstelle hielten wir an, um etwas zu trinken zu kaufen. Während ich bezahlte, gab ich Sean die Schlüssel, damit er schon zurück zum Auto konnte. Ich brauchte eine Weile und als ich hinauslief, sah ich, dass die Beifahrertür geöffnet war und Sean zu einem Mann im Rollstuhl lief.
Es war ein älterer, afroamerikanischer Mann mit amputierten Beinen, der wie ein Obdachloser aussah. Meine erste Reaktion war zugegebenermaßen: ‚O Mist, er hat bestimmt Sean hergerufen, um nach Geld zu betteln.‘ Doch als ich näher kam, sah ich, dass Sean nur mit dem Mann sprach und anschließend zum Auto zurückkehrte.
Ich stieg ein und fragte ihn, was los war. ‚Nichts, Papa‘, antwortete er. ‚Ich habe nur gefragt, ob er Hilfe braucht. Er sagte Nein und meinte, dass alles in Ordnung sei, hat sich aber bedankt, dass ich gefragt habe.‘ Wie ich erst jetzt bemerkte, hatte ich völlig übersehen, dass der Mann versucht hatte, im Rollstuhl einen kiesbedeckten Parkplatz zu überqueren, nur mithilfe seiner Hände. Ich hatte es nicht gesehen, aber mein 11-Jähriger hatte alles stehen und liegen lassen, war aus dem Auto gestiegen und hatte seine Hilfe angeboten.
Als wir den Parkplatz verließen, fragte Sean, ob wir dem Herrn ein wenig Geld geben könnten. Wir hielten neben ihm und fragten, ob er ein paar Dollar gebrauchen könne. Er sagte: ‚Nein danke, alles gut. Dein Sohn war ein richtiger Gentleman und hat mir alles gegeben, was ich heute gebraucht habe.‘
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Sean dem Mann zum Abschied winkte und der Mann winkte mit einem breiten Lächeln zurück. Wäre ich ausgestiegen und hätte dasselbe getan? Ich mache diese Geschichte nicht öffentlich, um nach Lob für Sean zu fischen. Ich teile sie, weil wir Erwachsenen vergessen haben, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen. Er hat einfach einen Mann gesehen, von dem er annahm, dass er Hilfe braucht.“
Was könnte man Schöneres zurückbekommen als ein Lächeln? Nicht nur Papa Blanton, wir alle können etwas von Sean lernen: Wie Kinder ohne Vorurteile durch die Welt gehen. Und Menschen bedingungslos helfen, ohne sie nach ihrem Äußeren zu beurteilen.