Wenn man morgens zur Arbeit kommt, erwartet man vieles, aber bestimmt kein anonymes Geschenk, das viele Millionen wert ist.
Doch so verrückt es auch klingen mag – genau das passierte am 9. März 2022 in England Dr. Jessica Gardner, Leiterin der Universitätsbibliothek von Cambridge.
Auf dem Boden vor ihrem Büro lag überraschend ein leuchtend pinkfarbener Geschenkbeutel. Darin fand sie zwei kleine, sehr alte Notizblöcke. Dr. Gardner wusste sofort, was sie da vor sich hatte: die Notizbücher des legendären Naturforschers Charles Darwin, die 22 Jahre zuvor spurlos aus der Universität verschwunden waren.
Die kleinen, in Leder gebundenen Bücher sind viele Millionen wert, im Grunde aber unbezahlbar und unersetzlich. Sie enthalten unter anderem Zeichnungen von Darwins wegweisendem „Baum des Lebens“.
Die Manuskripte waren zuletzt im November 2000 gesehen worden. Als Monate später eine routinemäßige Inventur stattfand, waren die Bücher spurlos verschwunden. Sie galten seitdem als gestohlen.
In dem Geschenkbeutel lag auch genau die blaue Box, in der die Bücher früher aufbewahrt wurden. Zudem hatte jemand eine Karte beigefügt, auf der „Bibliothekarin: Frohe Ostern“ stand.
Etwas mehr als ein Jahr zuvor hatte der Nachrichtensender BBC einen Beitrag zu den seit Jahrzehnten vermissten Notizen veröffentlicht und die Bücher damit zurück ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Vielleicht gab dies der anonymen Person den Impuls, sie endlich zurückzubringen.
„Ich bin richtig glücklich“, strahlte Dr. Gardner. „Es sind Tränen geflossen. Es bedeutet uns so viel, dass sie wieder aufgetaucht sind.“
Die Notizbücher stammen aus den 1830er Jahren. In ihnen hat Charles Darwin seine ersten Überlegungen zu einer Idee festgehalten, die später als Evolutionstheorie den Verlauf der Naturwissenschaften grundlegend prägen sollte.
Die Bücher aus der rosafarbenen Geschenktüte wurden seitdem wieder und wieder untersucht, bis ihre Echtheit zweifelsfrei bestätigt werden konnte.
Die Blöcke sind in sehr gutem Zustand, alle Seiten sind vollständig vorhanden. Wer auch immer sie hatte, hat sie trocken aufbewahrt und sorgsam behandelt.
Was für ein wunderbares, unerwartetes Geschenk. Ob man wohl je erfahren wird, wer die Bücher während all der Jahre bei sich hatte?
Quelle: bbc
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