Wohl jeder Mensch hatte im Laufe seines Lebens schon einmal einen schrecklichen Nachbarn. Lautstarkes Musikgedröhne um drei Uhr morgens? Wochenalter Müll im Treppenhaus? Das ist ja noch harmlos – wahre Horror-Nachbarn werden richtig kreativ.
Doch bei allen Schreckensgeschichten von grausigen Nachbarn: Hat jemand schon einmal das ganze Haus mit glitschigen Bällchen geflutet?
„Orbeez“ heißen die kleinen farbigen Kugeln, die ursprünglich zur dekorativen Topfpflanzenbewässerung gedacht waren.
Die Gelperlen werden in Wasser gelegt und saugen große Mengen Flüssigkeit in sich auf. Dabei schwellen die bunten Kugeln so weit an, bis sie zehnmal so groß sind wie zuvor. Dann geben sie das Wasser wieder langsam an die Pflanze ab.
Die hübschen Perlen wurden schnell zum Lieblingsspielzeug vieler Kinder und auch Erwachsener. Baden im bunten Kugelbad entwickelte sich zum beliebten Sommervergnügen.
Und dann kam ein YouTuber auf der Suche nach Ruhm und Aufmerksamkeit auf eine ziemlich dumme Idee. Um möglichst viele Zuschauer für seinen Videokanal zu gewinnen, hatte sich der 21-jährige Cyril Schreiner aus Frankreich etwas ganz Besonderes ausgedacht.
Nach und nach erstellte Cyril eine Reihe von Videos, in denen er seine Badewanne mit einer beträchtlichen Menge der zunächst winzigen bunten Perlen füllte.
Nachdem er Wasser hinzugegeben hatte, wartete er, bis die Kugeln auf ihr neues Volumen angeschwollen waren, und stieg dann vor laufender Kamera in das Bad aus glibberig-weichen Geleebällchen.
So weit, so gut. Aber als Cyril die glitschig-bunte Masse wieder loswerden wollte, tat er dies nicht auf vernünftige Art und Weise, nämlich mit einem Eimer und vielen Gängen zur Mülltonne. Er zog einfach nur den Stöpsel und ließ das farbenfrohe Geglibber in den Abfluss flutschen.
Es kam, wie es kommen musste. Die halbfesten Glitschbällchen verstopften die Rohre und flossen prompt in seiner Toilette wieder nach oben. Verzweifeltes Spülen verstärkte den Effekt nur noch, überall waren bunte Kugeln.
Doch damit nicht genug. Der verstörte Cyril ging zur Bodenreinigung über – mit einem Staubsauger. Dass das Gerät fast unmittelbar danach verstopfte und dann mit einem lauten Knall und reichlich Rauchentwicklung für immer den Dienst quittierte, traf den jungen Mann erstaunlicherweise überraschend.
Dann klopfte es an der Tür. Draußen stand niemand anderes als seine Nachbarin, die ihm eine Handvoll bunter Glibberbälle unter die Nase hielt und wissen wollte, warum diese Dinger aus ihrem Abfluss hervorkamen.
Einer seiner Zuschauer schlug vor, Salz in den Abfluss zu schütten, ein Trick, der zunächst auch Wirkung zeigte. Dann allerdings kam eine widerliche braune Brühe hochgeblubbert.
Auch im Garten, in den eines der Rohre seines Hauses führte, fanden sich alsbald hunderte der bunten Bällchen. Nicht nur das: Die Gullys der ganzen kleinen Straße waren mit den fatalen Kugeln verstopft.
Inzwischen behauptet Cyril, Post von der Stadtverwaltung bekommen zu haben. Die Polizei sei dabei, den Urheber der örtlichen Kugelkatastrophe zu ermitteln.Auch wenn er sich ahnungslos gibt – wenn die Behörden einen Blick auf Cyrils Videokanal werfen, wissen sie, wo sie suchen müssen.
Nun sagt jedoch der Bürgermeister seines Städtchens, gar nichts von einem Kugeldesaster zu wissen. Cyrils Haus verfüge über ein privates Rohrsystem und seine Nachbarn könnten gar nicht von seinen Eskapaden betroffen sein. Vielleicht hat der junge Mann also auch einfach nur ein groß angelegtes Theater für seine Zuschauer inszeniert …