Veröffentlicht inEmotionales, Herzerwärmend

Besondere Fracht eines Strandbesuchers lässt heimlichen Beobachter mit den Tränen kämpfen.

Betretenes Schweigen

Jeder, der schon einmal in Italien oder Spanien war, weiß, wie heiß es dort im Sommer werden kann. Zwar setzen die hohen Temperaturen grundsätzlich allen zu, doch insbesondere für Senioren kann es schnell gefährlich werden. Umso überraschter war Enrico Galletti, ein italienischer Fotograf und Blogger, als er am Strand einen älteren Herren erspähte, der seine im Rollstuhl sitzende Frau durch den Sand schob – nur damit sie auf das Meer sehen und die kühle Brise genießen konnte.

Nachdem Enrico ein Bild von dem Paar veröffentlicht hatte, verbreitete sich die Geschichte in Windeseile auf allen sozialen Netzwerken. Hier sind seine dazugehörigen Worte:

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„Es waren drei Kilometer vom Parkplatz bis zur Küste. Bis zum blauen, kristallklaren Wasser. Doch das hielt ihn nicht davon ab, sie durch den Sand an einen der schönsten, wenn auch abgelegensten Strände auf ganz Sardinien zu schieben. Es war ihm egal, dass das Thermometer 39 °C anzeigte. Er schützte sich selbst nur mit einem Strohhut und wischte seiner gelähmten Frau liebevoll die Schweißperlen aus dem Gesicht. Es war ein drei Kilometer langer Marsch durch die brütende Hitze, bis er mit seiner Frau endlich am Ziel angekommen war.

Alle Leute am Strand sahen ihn an, während er, ein 70 Jahre alter Mann, über den heißen Sand den Berg hinaufging. Seine bloße Anwesenheit machte mir deutlich, wie glücklich ich mich schätzen kann, funktionierende Beine zu haben. Ich fragte ihn, ob er Hilfe bräuchte. ‘Keine Sorge’, so der Mann. ‘Ich bin es schon gewohnt.’ ‘Was gewohnt?’, fragte ich mich, als drei von uns ihm zur Hand gingen.

Dieser Mann – ich werde seinen Namen nicht nennen – gab uns zu verstehen, dass er mit der Behinderung seiner Frau umgehen kann. Für ihn ist sie noch immer das sonnengebräunte Mädchen, in das er sich vor über 30 Jahren verliebt hatte. Nun sitzt sie im Rollstuhl, doch ihr Lächeln hat sie behalten. Es ist ausdrucksvoll und ehrlich. ‘In guten wie in schlechten Zeiten’, ging mir durch den Kopf. ‘In Gesundheit und Krankheit.’ Wir schoben den Rollstuhl immer weiter. Ich sagte nichts. Als wir ihn fragten, ob er eine Pause bräuchte, sagte er nur: ‘Nein danke, ihr habt schon so viel für mich getan.’ Weitere Schweißperlen erschienen auf seiner Stirn. ‘Ich werde sie niemals allein lassen.’ Und deshalb brachte er sie auch nicht an den erstbesten Strand. Er brachte sie nicht an den Strand, der direkt neben dem Parkplatz war. Er brachte sie an den besten Strand. Diese beiden hatten über die Hälfte ihres Lebens miteinander verbracht. Ihm war es egal, dass es an dem Strand auch 2017 noch immer keinen gepflasterten Weg für Rollstuhlfahrer gibt. Es tut mir leid, dass ich dieses Foto einfach so veröffentlicht habe, aber einige Bilder erzählen Geschichten, die es wert sind, gehört zu werden.

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Die Frau dankte uns mit einem Lächeln, sie fand uns interessant. Am Ende lächelten sie beide. Etwas peinlich berührt dankte auch ich ihnen. Wir verabschiedeten uns, ich legte mich wieder unter meinen Sonnenschirm und sie machten sich auf den langen Rückweg. Den Berg wieder hinauf zum Parkplatz. Ich war noch etwas verwirrt und hoffte, sie noch einmal wiederzusehen. Aber vielleicht war das gar nicht nötig. Nein, es war wirklich nicht nötig. Die Stille, die blieb, sagte mehr als genug aus. Und dann ergab auch alles einen Sinn. Es war Liebe, wahre Liebe.“

Besondere Fracht eines Strandbesuchers lässt heimlichen Beobachter mit den Tränen kämpfen.