Sie ließ sich mit eisernen Nägeln an ein Kreuz schlagen und hing dort eine volle Stunde lang. Freiwillige aus dem Publikum stachen ihr weitere Nägel durch die Zunge und den Bizeps.
„Es macht mir Spaß, mich kreuzigen zu lassen“, sagte sie. „Es ist lustig, die entsetzten Gesichter meiner Zuschauer zu sehen. Manchmal fallen bis zu zehn von ihnen in Ohnmacht, aber bei der nächsten Vorstellung sind sie dann wieder dabei.“
Im selben Theater arbeitete zur selben Zeit ein junger Zauberkünstler, dessen Name einmal weltberühmt sein würde: Harry Houdini.
Houdini war unter den sogenannten Geisterbeschwörern und Medien seiner Zeit sehr gefürchtet. Er hatte es sich zur Mission gemacht, die Bühnentricks von Darstellern, die vorgaben, übersinnliche Kräfte zu haben, gnadenlos öffentlich zu entlarven.
Doch selbst er sagte über Evatima: „Ich habe monatelang mit ihr gearbeitet und sie genau beobachtet. Sie täuscht absolut nichts vor, es ist alles echt.“
Evatima war sehr schön und charmant, sprach mehrere Sprachen fließend und hatte natürlich viele Fans und Verehrer.
Doch einer dieser Fans sollte sich als ein gefährlicher Stalker erweisen. Ein Mann namens Thomas McCall meinte, in Evatima verliebt zu sein, und wollte nicht verstehen, wieso sie dies nicht erwiderte. Er war überzeugt, dass ihm ein anderer Mann im Wege stehe.
Eines Abends stürmte er mit einer Waffe in den Saloon, in dem Evatima zusammen mit dem Wirt Hal B. Williamson saß, und erschoss sowohl Hal als auch Evatima. Die Künstlerin, die weder vor Schmerzen noch vor giftigen Schlangen Angst haben musste, wurde brutal und sinnlos ermordet. Sie wurde nur 34 Jahre alt.
Die Ärzte ihrer Zeit konnten nie erklären, woher Evatimas besondere Kräfte kamen. Heute hält man es für wahrscheinlich, dass sie einer der seltenen Menschen mit einer angeborenen Analgesie war.
Warum sie jedoch das Gift von tödlichen Schlangenbissen einfach ignorieren konnte, konnte nie geklärt werden. Dies bleibt ein Geheimnis, das sie mit ins Grab nahm.
Quelle: welcomecollection
Vorschaubild: Camilla Greenwell / Wellcome Collection