Hans Watzl lebt im mittelfränkischen Abenberg und ist stolzer Besitzer der zwei Islandpferde Solfari und Fluga. Doch nicht nur der 62-Jährige, sondern auch seine beiden Enkel Hannes und Esther sind Pferdeliebhaber. Leider wohnen die Kinder im knapp 550 Kilometer entfernten Münster und haben nicht sehr oft die Möglichkeit, Zeit mit den Tieren zu verbringen. Um sie ein wenig aufzumuntern, hat der Rentner den beiden vor einiger Zeit versprochen, sie irgendwann mit den Pferden von der Schule abzuholen.
Für Hans Watzl stand schon immer fest: „Versprechen muss man halten.” Und so holte er seine Enkelkinder am zweiten Oktober dieses Jahres mit den Pferden von der Bodelschwinghschule in Münster ab. Um dort anzukommen, hat er den 550 Kilometer langen Weg jedoch nicht mit dem Auto, sondern mit seinen Pferden zurückgelegt.
Der passionierte Wanderreiter kennt sich mit längeren Strecken aus, doch diese Reise war selbst für ihn eine Premiere. Fast sechs Monate hat er die Tour geplant, eine Genehmigung bei der Schule eingeholt, damit die Pferde auch auf das Gelände dürfen, und Übernachtungen auf Reiterhöfen, in Wanderreitstationen oder Pensionen gebucht. Bereits im April hat er begonnen, die beiden Pferde auf den Ritt vorzubereiten, indem er mit ihnen im Straßenverkehr übte.
Er plante, pro Tag etwa eine Strecke von 17 bis 35 Kilometer zurückzulegen. Unterwegs orientierte er sich mit Hilfe einer Karte und eines GPS-Geräts. Alle zwei Stunden legte er eine Rast ein, damit die Pferde eine Möglichkeit zum Essen und Trinken hatten; jeden sechsten Tag pausierte er komplett. Zudem nutzte er die Tiere abwechselnd als Reit- und Packpferde. So hat Hans Watzl – trotz Hitze, Wind und Regen – die 550 Kilometer in 23 Tagen zurückgelegt.
In Münster angekommen, wurde das Trio auf dem Schulhof herzlich empfangen: Nicht nur singende Kinder mit selbstgebastelten Willkommensschildern und eine Rede der Direktorin standen auf dem Programm, sondern auch Reporter für Radio und Fernsehen empfingen den Rentner herzlich; für die Islandpferde Solfari und Fluga gab es zahlreiche Streicheleinheiten sowie leckere Äpfel und Möhren.
Nachdem sich die anfängliche Euphorie gelegt hatte, durften Esther und Hannes ihre Helme aufsetzen, die Rücken der Pferde besteigen und nach Hause reiten, denn: versprochen ist versprochen.