Die Anwohner nennen ihn nur noch den „Werwolf“. Seit Monaten stromert das Wesen mit dem merkwürdig abgewinkelten, haarlosen Schwanz allein durch die Straßen eines kalifornischen Städtchens. Nur noch an Kopf und Schultern hat es zotteliges, schwarzes Fell, am Rest seines Körpers ist es ausgefallen. Die Kreatur ist bereits so abgemagert, dass die Knochen durch die Haut stechen. Doch da niemand weiß, um was für ein Tier es sich handelt, traut sich niemand, sich ihm zu nähern.
Megan Bowe, die Gründerin einer Tierrettungsorganisation, erfährt über Facebook von dem „Werwolf“ und beschließt, einen Blick darauf zu werfen. Sie bemerkt schnell: Es handelt sich eigentlich um einen Schäferhund-Mischling, der bereits an der Schwelle des Todes steht. „Ich musste beinahe weinen, als ich sah, wie schlimm es um ihn zu stand“, erinnert sich die US-Amerikanerin. „Er ging wirklich zu Ende mit ihm, er konnte kaum noch stehen.“
Sie gibt dem Hund den Namen King und bringt ihn so schnell wie möglich in die nächste Tierklinik. King leidet nicht nur an Räude, seine Hüfte und sein Schwanz sind gebrochen. Der erst ein Jahr alte Vierbeiner muss schon vor Monaten von einem Auto angefahren worden sein, so dass seine Knochenbrüche bereits begonnen haben, schief zusammenzuwachsen. Aufgrund der beschädigten Hüfte konnte das arme Tier kaum auf Nahrungssuche gehen und wäre früher oder später verhungert.
Bevor er überhaupt operiert werden kann, muss King erst einmal wieder zu Kräften kommen und Megan päppelt ihn bei sich zuhause wieder auf. „Er ist so entspannt, trotz allem, was er durchmachen musste. Er ist wirklich ein liebenswerter Hund“, schwärmt seine Retterin.
King hat noch einen weiten Weg sowie weitere Operationen vor sich; es werden wohl noch einige Monate vergehen, bis er so weit genesen ist, dass er adoptiert werden kann. Bis dahin genießt er seine Zeit bei Pflegefrauchen Megan, die ihn nach Strich und Faden verwöhnt. Aber jetzt schon sieht man einen großen Unterschied zu dem zotteligen „Werwolf“ von einst, der den Leuten solch eine Angst eingejagt hat.
„Ich kann nicht verstehen, wie all die Autos an ihm vorbeigefahren sind, ohne anzuhalten“, sagt Megan. „Niemand wollte ihm helfen, weil er so merkwürdig aussah … Aber es hat nur eine Person gebraucht, die handelt.“
Zu Kings großem Glück ist er genau auf diese Person getroffen, die hinter seine abschreckende Fassade geblickt und das Tier in Not erkannt hat. Und nun ist er endlich wieder ein glücklicher Hund!