„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Die jungen Leute widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Jemand, der sich von dieser Aussage angesprochen fühlt, dessen Ärger auf die Jugend von heute ist nicht neu. Denn wer sich hier so säuerlich über die nachkommende Generation beschwert, ist niemand anderes als der Philosoph Sokrates, der 470-399 v. Chr. lebte.
Ressentiments gegenüber jüngeren Menschen hat es also immer schon gegeben. Dabei ist es etwas ganz Natürliches und Gutes, dass jede Generation die Gewohnheiten und Werte ihrer Eltern und Großeltern kritisch hinterfragt und für sich und ihre eigenen Kinder etwas Besseres zu schaffen versucht. Wie sollte sich schließlich sonst etwas verändern und zum Besseren bewegen?
Heutzutage sind die sogenannten „Millennials“ – also die Generation, die zwischen den frühen 1980er und den späten 1990er Jahren geboren wurde – die beliebtesten Sündenböcke für alles, was mit der heutigen Welt angeblich nicht stimmen soll. Faul sollen sie sein, anspruchsvoll, anmaßend und weinerlich – jedenfalls, wenn man den älteren Leuten glaubt, die auf sie schimpfen.
Aber wie viel ist dran an diesen Vorwürfen?
Die 34-jährige Jessie DaSilva aus Tallahassee im US-amerikanischen Bundesstaat Florida gehört nicht nur selbst zu dieser viel kritisierten Generation, sondern sie ist auch ein professioneller Business-Coach.
Als ein Journalist sie um ihre Einschätzung dazu bat, was Millennials eigentlich von einem potenziellen Arbeitgeber erwarten, erfuhr er mehr, als er erwartet hatte. Jessie nahm dies als Anlass, eine ganze Reihe von Dingen aufzulisten, die Millennials für sich und für jüngere Leute verlangen, und keines davon ist verwöhnt, faul oder anmaßend.
In einem Video auf der Plattform TikTok erklärt sie zuerst einmal, dass Millennials keine Teenager oder junge Erwachsene mehr seien. Sie seien in ihren 30er und 40ern und keine Berufsanfänger mehr, sondern gut ausgebildete, qualifizierte Menschen mit Erfahrung und Kompetenzen.
Was also wollen sie, diese Millennials? Avocado-Toast, vertraglich garantierte Mittagsschläfchen und unverdiente Belohnungen? Nein, unter den Dingen, die sie von einem Job erwarten, ist natürlich erst einmal eine anständige Bezahlung.
„Bezahlt ihnen mehr als nur den Mindestlohn und gebt ihnen Lohnerhöhungen, die die steigenden Kosten für Miete und Essen ausgleichen.“
Vertraglich festgelegte Urlaubstage sind ebenfalls ein absolutes Minimum (in den USA ist das leider keine Selbstverständlichkeit).
„Mindestens 4 Wochen bezahlten Urlaub.“
Ebenfalls nicht überall gesetzlich garantiert sind bezahlte Krankheitstage.
„Bezahlte Elternzeit, mit der beide Vollzeit arbeitenden Eltern sich abwechseln und eine Familie versorgen können.“
„Angebote und Möglichkeiten zur Weiterbildung, zur zertifizierten Fortbildung, die vom Arbeitgeber unterstützt und ermutigt werden.“
Jessie gibt freimütig zu, dass sie von der Anfrage des Reporters irritiert war. „Als ich die E-Mail las, sah ich erst einmal rot. An der Ausdrucksweise konnte man bereits sehen, worauf der Artikel hinauslaufen würde. Wie viele andere Millennials habe auch ich es gründlich satt, ständig Artikel von älteren Journalisten zu lesen, in denen wir als sensibel, faul und verwöhnt beschrieben werden. Jede einzelne Person meines Alters, die ich kenne, arbeitet sehr hart und viel und wird dafür schlecht bezahlt.“
„Millennials wollen keine Sonderbehandlung“, fährt Jessie fort. „Sie wollen nur nicht ihre gesamte Zeit mit der Arbeit verbringen. Sie wollen ihre Familie ernähren und Zeit mit ihr verbringen können. Sie wollen Reisen unternehmen. Sie wollen sich nicht durch Stress, finanzielle Not und Sorgen in eine seelische Erkrankung hineinarbeiten.“
Das Video mit ihrer vollständigen Antwort kannst du hier ansehen (auf Englisch):
Im Gegensatz zu früher ist es heute nicht mehr möglich, von einem einzigen Einkommen ein Haus zu bauen, zwei Kinder großzuziehen und zweimal im Jahr in Urlaub zu fahren. Je eher Arbeitgeber dies begreifen, umso früher werden gut qualifizierte Millennials eine Stelle bei ihnen annehmen.
Und wenn nicht, dann arbeiten sie eben für jemand anderes, der das bereits verstanden hat.
Quelle: buzzfeed
Vorschaubild: ©TikTok/millennialmoneywitch