Darin, dass Kinder gewaltfrei erzogen werden sollten, sind sich sicher die meisten Eltern einig. Doch wie bringt man dem eigenen Kind bei, wie es sich richtig verhält, wenn es Zeuge oder Opfer von Gewalt wird? Die dreifache Mutter Katie Bryant aus North Carolina (USA) hat dazu eine ganz klare Meinung. Ihre Haltung zu diesem Thema rechtfertigt die 31-Jährige anhand eines Vorfalls, von dem sie auf Facebook berichtet:
Als Katie ihren sechsjährigen Sohn eines Tages von der Schule abholen will, sieht sie, dass etwas nicht stimmt: In der einen Ecke des Klassenzimmers sieht sie einen weinenden Jungen. In einer anderen Ecke steht ihr sichtlich aufgewühlter Sohn, der gerade von der Lehrerin zur Rede gestellt wird.
„’Was ist passiert?‘, fragte ich. ‚Sie haben uns auf Toilette geschickt, Mama.‘ Die Lehrerin hakte ein und ergänzte, dass sie die Kinder aus Sicherheitsgründen immer zu dritt auf die Toilette gehen lasse. ‚Genau, sie haben uns da reingeschickt, und das große Kind da drüben (er zeigte auf den schniefenden Jungen in der Ecke, der jetzt schuldbewusst dreinblickte) fing an, das kleine Kind zu schubsen.‘ Als ich mir die Kinder anschaute, auf die er zeigte, sah ich, dass ‚das große Kind‘ gut eineinhalb Köpfe größer als mein Junge und mindestens 14 Kilo schwerer als das kleine Kind war. ‚Er schubste das Kind immer wieder und ich sagte ihm, dass er aufhören soll. Ich konnte keinen Lehrer holen und zulassen, dass der Junge verletzt wird. Darum habe ich ihn geschlagen – ganz doll.‘
Ich sah, wie sich der Gesichtsausdruck der Lehrerin veränderte. Ich glaube, bis zu diesem Punkt war sie davon ausgegangen, dass mein Kind der Tyrann gewesen sei. Inzwischen waren die Eltern des großen Kindes eingetroffen. Sie fragten ihren Sohn, ob es stimmte, was er erzählte. Er weinte und gab zu, dass es stimmte. Offenbar war etwas passiert, das ihn geärgert hatte, und er hatte sich in einem unbeobachteten Moment auf der Toilette rächen wollen. So wie seine Eltern mit der Situation umgingen, wunderte es mich nicht, dass er das für die angemessene Reaktion gehalten hatte.
Ich weiß, dass mir das viele Hasskommentare einbringen wird: Mein Kind hat meine volle Erlaubnis, dein Kind in seine Schranken zu weisen, wenn es von ihm bedrängt wird oder wenn es andere drangsaliert. Ich bringe ihm nicht bei, Probleme mit den Fäusten zu lösen, sondern wenn möglich immer einen Erwachsenen herbeizurufen. Aber manchmal ist es nicht möglich. In dem Fall ist es richtig, für den Unterdrückten zu kämpfen. Ich entschuldige mich nicht dafür, meinen Kindern beizubringen, sich für andere einzusetzen. In dieser kaputten Welt braucht es mehr Menschen, die sich für die Unterdrückten einsetzen.
Mein Sohn ist stark und hitzköpfig, aber er ist auch einer der gutmütigsten Menschen, die ich kenne. Er würde alles fallenlassen, um demselben Kind, dem er gerade eine verpasst hat, eine Umarmung zu geben, wenn es eine braucht. Das sind die Kinder, die später die Unterdrückten verteidigen. Das sind die Kinder, die etwas sagen, wenn sie sehen, dass deine Tochter auf einer Party belästigt wird. Das sind die Kinder, die einschreiten, wenn dein Kind in der Umkleidekabine gemobbt wird. Das sind die Kinder, die später ihre Kollegin nachts durch das dunkle Parkhaus zu ihrem Auto begleiten.“
Katie betont, dass ihr Sohn vor diesem Vorfall noch nie jemanden geschlagen habe. Er habe alles richtig gemacht, weil er versucht habe, Hilfe zu holen, und Gewalt als letztes Mittel gewählt habe. Die beiden Streithähne hätten sich hinterher schnell wieder vertragen und wieder miteinander gespielt, berichtet die stolze Mutter weiter.
Für ihre kompromisslose Haltung bekommt Katie im Internet größtenteils Lob und Zuspruch von anderen Eltern. Wie stehst du zu dem Thema?
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Vorschaubilder: ©Facebook/Katie Bryant ©Facebook/Katie Bryant