Leanne Lauricella ist die Gründerin von „Goats of Anarchy“, einer gemeinnützigen Organisation im US-Bundesstaat New Jersey, die sich um kranke und verletzte Ziegen kümmert.
Und als Leanne diesen kleinen Ziegenbock sah, musste sie sich einfach um ihn kümmern. Er war erst eineinhalb Wochen alt, wog nur ungefähr ein Kilogramm und hatte eine bezaubernde, süße Stimme. „Er klingt wie ein kleines Mäuschen. Ich kann so eine hohe Stimmte gar nicht nachmachen. Weil er so klein ist, ist es das höchste Piepsen, das man sich vorstellen kann.“
Allerdings wurde das arme Tier mit deformierten Beinen geboren, weshalb seine frühere Besitzerin es zu Leanne brachte. Vorher hatte die Frau die Ziege jedoch für eine Routineuntersuchung zu einem Tierarzt gebracht. Zuerst wurde ihr kleiner Kopf rasiert, dann brannte der Arzt die kleinen Hornanlagen mit einem Brenneisen aus. Die Besitzerin selbst wusste nicht genug über Ziegen, um zu wissen, dass diese Behandlung unnötig war.
„Ich war so wütend und bestürzt. Er ist doch nur ein kleines, unschuldiges Baby“, so Leanne. „Wie kommt man nur darauf, ihm so etwas anzutun?“
Leanne hat den Kleinen auf den Namen Lawson getauft. „Die frühere Besitzerin sagte mir, dass der Arzt auf der Enthornung beharrte und sie überzeugte. Als sie fertig waren, war sie allerdings so schockiert, dass sie sich übergab“, erklärt Leanne.
Die Enthornung von kleinen Ziegen ist sehr weit verbreitet: Die Hornanlagen werden für wenige Sekunden mit einem heißen Brenneisen ausgebrannt. Durch die Hitze schließen sich die Äderchen und die entstandene Blutung wird gestillt.
Der Grund für diese Prozedur: Landwirte enthornen ihre Tiere oft, damit sie sich nicht in Zäunen verfangen, gegenseitig verletzen (insbesondere wenn sie in beengten Verhältnissen leben) oder Menschen angreifen. Leanne hält das Ganze jedoch für grausam und überflüssig.
Ihre Erklärung dafür ist simpel: „Sie schreien. Viele Leute stecken die Ziegen in einen Käfig, der extra dafür gemacht ist. Dann schaut oben nur noch der Kopf raus und sie können sich nicht mehr bewegen. Es ist eine Verstümmelung und es ist Folter. Die Hörner von Ziegen sind mit vielen Adern durchzogen, durch die sie ihre Körpertemperatur regulieren. So bleiben sie im Sommer kühl und im Winter warm.“
Außerdem wachsen die Hörner mit der Zeit wieder nach, was oftmals jedoch problematisch ist. „Kleine Ziegenböcke haben so viel Testosteron, dass die Hörner nach ungefähr einem Jahr wieder ein paar Zentimeter gewachsen sind. Manchmal kringeln sie sich aber so, dass sie in den Kopf reinwachsen. Dann muss man es behandeln“, so Leanne weiter.
„Eine Enthornung steht oftmals auch mit einer Enzephalitis in Verbindung, einer Entzündung des Gehirns.“
Unterdessen machte sich Leanne Gedanken, was sie so lange machen sollte, bis Lawsons Fell nachgewachsen war. „Ich habe mir gedacht: Er wird keine süßen Babyfotos haben. Alles, was man sehen wird, ist diese schreckliche Verstümmelung auf seinem Kopf. Also sagte ich: Okay, ich besorg ihm ein paar niedliche Mützen, damit die Wunde nicht so sehr auffällt.“
Da es für das Tier selbst keine Vorteile durch das Enthornen gibt, sondern nur Risiken und Schmerzen, ist es absolut unverständlich, wie ein Tierarzt so etwas durchführen konnte.
In der Zwischenzeit wächst Lawsons Fell wieder nach und Leanne ist immer auf der Suche nach niedlichen Mützen. Ihre kleine Ziege könnte mit ihnen auch gar nicht bezaubernder aussehen. Außerdem kümmert man sich in der neuen Heimat liebevoll um Lawson: Er fühlt sich bei den Goats of Anarchy selbst auch sichtlich wohl. Falls du Näheres über diese Organisation wissen oder helfen möchtest, schau dir einfach deren Website an.