Gibt es eine Formel für ein glückliches Leben? Wahrscheinlich nicht, aber die Ratschläge, die der gutherzige Großvater James K. Flanagan aus New Jersey seinen fünf Enkelkindern mitgab, kommen nah ran. Die rührenden letzten Worte, die James kurz vor seinem Tod für seine fünf Enkel verfasste, haben Menschen auf der ganzen Welt bewegt.
Letzte Worte gehen um die Welt
„Lieber Ryan, Conor, Brendan, Charly und liebe Mary Catherine.
Meine weise und vorausschauende Tochter Rachel hat mich dazu gedrängt, Euch ein paar Ratschläge aufzuschreiben – mit den wichtigsten Dingen, die ich über das Leben gelernt habe. Ich beginne diesen Brief am 8. April 2012, dem Vorabend meines 72. Geburtstags.
1. Jeder Einzelne von Euch ist ein wundervolles Geschenk von Gott – sowohl an Eure Familie als auch an den Rest der Welt. Erinnert Euch immer daran. Besonders, wenn ein eisiger Wind des Zweifelns und der Entmutigungen in Eurem Leben aufkommt.
2. Fürchtet Euch nicht vor jemandem oder vor etwas, wenn es darum geht, Euer Leben in vollen Zügen zu genießen. Verfolgt Eure Hoffnungen und Träume, egal, wie schwierig oder ‚andersartig‘ sie auf andere wirken. Es gibt schon zu viele Menschen, die nicht das tun, was sie wollen oder sollten, da sie sich darum scheren, was andere denken oder sagen. Erinnert Euch immer daran: Wenn sie Euch keine Hühnerbrühe bringen, wenn Ihr krank seid, wenn sie Euch nicht beistehen, wenn Ihr in Schwierigkeiten steckt, dann sind sie nicht wichtig. Meidet jene griesgrämigen Pessimisten, die Eure Träume anhören und hinterher entgegnen: ‚Schön und gut, aber was ist, wenn …?‘ Zum Teufel mit ‚was ist, wenn …‘! Macht es einfach! Das Schlimmste im Leben ist wohl, zurückzuschauen und zu sagen: ‚Ich hätte, ich wäre, ich sollte …‘ Geht Risiken ein, macht Fehler.
3. Jeder auf der Welt ist nur eine stinknormale Person. Einige mögen vielleicht tolle Hüte tragen, imposante Titel oder (vorübergehende) Macht besitzen und wollen daher, dass alle anderen von ihnen denken, sie würden über ihnen stehen. Glaubt denen nicht. Sie haben die gleichen Zweifel, Ängste, Hoffnungen; sie essen, trinken, schlafen, furzen – wie jeder andere auch. Stellt Autoritäten immer in Frage, aber seid weise und vorsichtig dabei, wie Ihr dies tut.
4. Macht eine Liste von den Dingen, die Ihr im Leben machen wollt: an Orte reisen, etwas lernen, eine Sprache beherrschen, jemand Besonderen treffen. Macht die Liste lang und macht ein kleines bisschen davon jedes Jahr. Sagt nicht: ‚Das mache ich morgen (oder nächsten Monat oder nächstes Jahr).‘ Denn so macht man es nie. Es gibt kein Morgen, und es gibt keine ‚richtige‘ Zeit, um etwas anzufangen – außer jetzt.
5. Praktiziert das irische Sprichwort: ‚Moi an olge agus tiocfaidh sí.‘ – ‚Preiset das Kind und es wird gedeihen.‘
6. Seid nett und tut alles, um anderen Menschen zu helfen – besonders den Schwachen, den Ängstlichen sowie den Kindern. Jeder trägt eine Art der Trauer in sich und braucht Euer Mitgefühl.
7. Tretet nicht der Armee oder irgendeiner anderen Organisation bei, die einem beibringt, wie man tötet. Krieg ist schlecht. Alle Kriege werden von alten Menschen begonnen, die junge Menschen dazu zwingen oder überzeugen wollen, sich gegenseitig umzubringen. Die alten Menschen überleben und beenden den Krieg ebenso mit Verträgen, wie sie ihn begonnen haben. So viele gute und unschuldige Menschen sterben. Wenn Kriege so gut und nobel wären, warum sind dann die Anführer, die sie starten, nicht an vorderster Front und kämpfen mit?
8. Lest Bücher – so viele, wie Ihr könnt. Sie sind wunderbare Quellen von Freude, Weisheit, Inspiration. Sie brauchen weder Batterien noch Internet, sie können überallhin mitgenommen werden.
9. Seid ehrlich.
10. Reisen: immer, aber besonders, wenn Ihr jung seid. Wartet nicht, bis Ihr ‚genügend‘ Geld zur Verfügung habt, oder bis alles ‚passt‘. Das ist niemals der Fall. Holt Euch Euren Reisepass noch heute.
11. Sucht Euch Euren Job oder Beruf aus, weil Ihr ihn liebt. Okay, einige schwierige Situationen werden immer dabei sein, aber alles in allem muss Euch der Job Spaß machen. Hütet Euch davor, einen Job nur des Geldes wegen anzunehmen – das wird Eurer Seele schaden.
12. Schreit nicht. Das hilft niemals, es verletzt nur Euch und andere. Immer, wenn ich geschrien habe, habe ich versagt.
13. Haltet Kindern gegenüber immer Eure Versprechen ein. Sagt niemals ‚mal sehen‘, wenn Ihr ’nein‘ meint. Kinder erwarten die Wahrheit; gebt sie ihnen mit Liebe und Güte.
14. Sagt niemals jemandem, dass Ihr ihn liebt, wenn Ihr das nicht tut.
15. Lebt in Einklang mit der Natur. Geht nach draußen, in Wälder, auf Berge, an die See, in die Wüste. Das ist wichtig für Eure Seele.
16. Besucht Irland. Es ist der Ort, an dem die Seele unserer Familie geboren worden ist – besonders den Westen: Roscommon, Clare und Kerry.
17. Umarmt Menschen, die Ihr liebt. Sagt ihnen jetzt, wie viel sie Euch bedeuten; wartet nicht, bis es zu spät ist.
18. Seid dankbar. Es gibt ein irisches Sprichwort: Heute ist ein Tag in unserem Leben und er wird nicht wiederkehren. Lebe jeden Tag, indem du dich daran erinnerst.“
Hier siehst du den bewegenden Brief noch einmal im Video:
Nichts mochte James K. Flanagan mehr, als Zeit mit seiner Familie – und vor allem mit seinen fünf Enkeln Ryan (11), Conor (10), Brendan (9), Charles (8) und Mary Catherine (5) – zu verbringen. Dieser Brief wird sie für immer an ihren Opa erinnern.
Vorschaubild: ©Imgur/AnotherNameNotTaken