Wenn ein völlig fremder Mensch einen in der Öffentlichkeit auf eine Gefahr hinweist, wird man ihm dann zuhören? Vielleicht kann ja der Rat einer unbekannten Person einem nicht nur weiterhelfen, sondern sogar buchstäblich das Leben retten.
Aber was, wenn man selbst der Mensch ist, der etwas Gefährliches bemerkt hat, aber kaum eine Möglichkeit hat, eine Warnung auszusprechen? In dieser verzwickten Situation befand sich unlängst Nadia Popovici, Medizinstudentin an der University of Washington im US-amerikanischen Bundesstaat Seattle. Sie wollte sich am 23. Oktober 2021 eigentlich nur ein Eishockeyspiel ansehen und ahnte nicht, was sie dabei entdecken würde.
Ihr Zuschauerplatz war direkt hinter den Bänken, auf denen die Spieler saßen, während sie auf ihren Einsatz im Spiel warteten. Von ihrem Sitz aus konnte sie den Spielern aus sehr kurzer Entfernung auf die Hinterköpfe gucken.
Doch während sie das Eishockeyspiel verfolgte, wanderte ihr Blick immer wieder zum Hinterkopf eines der Männer, die dort vor ihr saßen. Er hatte kurzgeschorene Haare, durch die ein Muttermal auf seinem Nacken sichtbar war.
Nadia sah immer wieder hin und war sich sicher. Das Muttermal sah aus, als könnte es lebensgefährlichen Hautkrebs entwickeln. Sie beschloss, etwas zu sagen.
Aber ihre Sitzreihe und die Bänke der Spieler waren durch eine dicke Plexiglasscheibe voneinander getrennt, die die Fans vor fliegenden Pucks schützen sollen.
Doch Nadia hatte eine geniale Idee. Sie zückte ihr Handy und tippte die Worte: „Das Muttermal auf Ihrem Nacken weist auf Krebs hin. Bitte gehen Sie zum Arzt!“
Jetzt musste sie ihn noch dazu bringen, sich umzudrehen. Sie fing an, mit den Fäusten an die Scheibe zu hämmern. Brian Hamilton, wie der Mann mit dem Muttermal hieß, ignorierte das Gehämmere zunächst, denn er glaubte an einen Fan, der seinem Unmut über das Spiel Luft machen wollte. Doch das Geklopfe hörte nicht auf und schließlich drehte Brian sich verärgert um. Nadia hielt ihr Handy direkt vor die Scheibe und er las ihren Hinweis.
Brian, der selbst kein Spieler war, sondern die Ausrüstung des Teams betreute, nahm sich die Warnung zu Herzen und ging zum Dermatologen. Zum Glück, denn die Medizinstudentin hatte mit ihrer Einschätzung völlig richtig gelegen. Das Muttermal war tatsächlich ein bösartiges Melanom, das früh genug entdeckt wurde und rechtzeitig entfernt werden konnte.
Brian wandte sich mit einem Beitrag auf mehreren Social-Media-Plattformen an die Öffentlichkeit, um die Frau zu finden, deren Warnung ihm das Leben gerettet hatte. Zufällig las dies niemand anderes als Nadias Mutter, die ebenfalls ein großer Eishockey-Fan ist.
Zum nächsten Spiel standen sich Brian und Nadia wieder gegenüber. Dieses Mal befand sich aber keine Plexiglasscheibe zwischen ihnen. Brian konnte sich mit einer herzlichen Umarmung bei seiner Retterin bedanken.
Doch eine Umarmung war ihm nicht genug. Das Eishockey-Team hatte über 10.000 Dollar (etwa 8.750 Euro) gesammelt, mit denen es Nadias weiteres Medizinstudium finanzieren wird. Was für eine wunderschöne Geste zu einem glücklichen Happy End!
Quelle: vancouverisawesome
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