Ein gerade einmal 60 cm breiter Spalt zwischen zwei Häuserwänden aus Beton, mit Unrat dazwischen – das ist alles, was das arme Orang-Utan-Baby Mingky seit einem Jahr tagein, tagaus zu sehen bekommt. Eine kurze Eisenkette um seinen Hals, in die Wand neben ihm getrieben, hält das Tier in seinem grauen Gefängnis gefangen.
Aus seiner eigentlichen Heimat, den Regenwäldern der indonesischen Insel Sumatra, wurde Mingky schon als Baby entführt und illegalerweise als Haustier verkauft. Er dient nun der Familie des jetzigen Besitzers bei Bedarf zur Unterhaltung.
Was es für das Affenjunge, das normalerweise bis zu seinem 4. Lebensjahr eng bei der Mutter bleibt, bedeutet, so ein trostloses und einsames Dasein zwischen tristen Betonwänden führen zu müssen, mag man sich kaum vorstellen. Doch zum Glück wird jemand auf Mingkys Schicksal aufmerksam und alarmiert die Tierschützer vom „Orangutan Information Centre“ (OIC).
Gemeinsam mit der örtlichen Wildtierbehörde macht sich das Rettungsteam auf den Weg zu Mingky. Beim Anblick des gequälten Tieres stockt den Helfern sprichwörtlich der Atem. Der Orang-Utan ist so verängstigt und panisch, dass sie ihn erst betäuben müssen, bevor sie ihm die Kette vom Hals nehmen können – für Mingky bedeutet das zum ersten Mal seit einem Jahr wieder ein Gefühl von Freiheit.
Die Wildtierbehörde findet bei der Befragung des Besitzers heraus, dass dieser den Affen von einem Freund geschenkt bekommen hat. Da Mingkys Besitzer den Orang-Utan ohne Widerstand den Tierrettern überlässt, lässt die Behörde von einer Strafverfolgung ab.
„Der Orang-Utan hätte für immer weitergelitten, aber zum Glück entdeckte ihn unser Team“, berichtet das OIC auf Facebook. Mingky wird ein Rehabilitationscenter gebracht, wo er sich erholen und an andere Artgenossen gewöhnen kann.
Sobald das Jungtier bereit ist, auf eigenen Beinen zu stehen, möchten ihn die Tierschützer wieder in einem geschützten Wildgebiet freilassen. Und dann kann sich Mingky endlich wieder von Baum zu Baum schwingen, statt Tag und Nacht auf eine Betonmauer zu starren. Hut ab vor diesem Rettungsteam!