Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren, brauchen Hilfe und Mitgefühl. Doch allzu oft erleben Opfer sexueller Gewalt genau das Gegenteil: Man schiebt ihnen die Schuld für den Übergriff in die Schuhe.
Maura Quint, eine junge Frau aus New York, zeigte jetzt einmal mehr auf, welch grausamer Unsinn die Annahme ist, dass man mit sexuellen Übergriffen zu rechnen habe, wenn man jemandem in betrunkenem Zustand vertraut.
Maura Quint, eine junge Frau aus New York, zeigte jetzt einmal mehr auf, welch grausamer Unsinn die Annahme ist, dass man mit sexuellen Übergriffen zu rechnen habe, wenn man jemandem in betrunkenem Zustand vertraut.
„Vielleicht“ heißt nicht „ja“
Sie schrieb jetzt auf ihrem Twitter-Account den Beginn einer Geschichte, deren furchtbarer Ausgang nur allzu vertraut ist – aber hier geht die Story gut aus.
When you’ve been invited to a fight party but there’s no way you’re staying to watch assholes hit each other. pic.twitter.com/7N8VK9B7Xr
— maura quint (@behindyourback) August 27, 2017
„Ich will eine Geschichte erzählen: Eines Abends, während meiner Highschool-Zeit, fühlte ich mich unsicher. Ich zog ein zu tief ausgeschnittenes Shirt an und legte dunklen Lippenstift auf. Ich ging auf eine Party und trank zu viele furchtbare Drinks. Ein Mann fragte mich, ob ich mit ihm nach Hause gehen wolle. Ich lallte, sagte: ‚Vielleicht.‘
I want to tell a story: Once in high school, I felt insecure, I put on a tight top too low cut and dark lipstick I didn’t usually wear. I went to a party drank terrible wine coolers, too many of them. A man asked me if I wanted to leave, I slurred, said maybe. He said „maybe“?
— maura quint (@behindyourback) September 29, 2018
Und dann sagte er, ‚vielleicht‘ heiße nicht ‚ja‘, und ich ging nach Hause, ohne dass mir jemand etwas angetan hatte. Weil ich nicht mit einem Vergewaltiger gesprochen hatte.“
And then he said „maybe isn’t yes“ and I went home that night, un-assaulted, because I hadn’t talked to a rapist at that party.
— maura quint (@behindyourback) September 29, 2018
Frauen erzählen, was sie erlebt haben
Ihre Idee wurde sofort von vielen Frauen aufgegriffen, die ihre eigenen Geschichten erzählten.
„Erstes Date mit einem Mann: Wir trafen uns tagsüber, tranken Kaffee, dann lud ich ihn zu mir nach Hause ein, um Mario Kart zu spielen. Wir begannen, uns zu küssen. Ich zögerte, er fragte, wieso, ich sagte, das ginge mir zu schnell. Er sagte: ‚Dann lassen wir das.‘ Und wir spielten weiter. Ich habe ihn geheiratet.“
Na sowas. Anscheinend ist es ganz einfach, sich jemandem nicht aufzudrängen. Man muss es einfach lassen. Wer hätte das gedacht?
1st date w/ a guy: we had a daytime coffee meet-up & then I invited him to my house to play Mario Kart. We started kissing and I hesitated; he asked why, I said I was conflicted about moving too fast. He said, “then we’ll stop.” And we played more Mario.
— Jen Strange (@jenstrange) September 29, 2018
Reader, I married him
„Ich bestand einmal darauf, dass ein Mann, den ich mochte, zu einer Party eingeladen wurde. Er kam. Ich war betrunken und sehr anhänglich. Mir wurde schlecht und ich musste mich übergeben. Er hielt meine Haare zurück und lehnte jeden Annäherungsversuch ab. Er sagte, ich sei zu betrunken, um zu wissen, was ich tue. Er hatte recht.“
Klingt vernünftig. Wer will schon Sex mit jemandem haben, der nicht mehr weiß, was er tut?
In college, I had very little sexual experience and my best guy friend had a lot. He slept in my bed often because we both liked to spoon. It was sweet. And that’s it, because he was #notarapist
— Heartneedstosaywords (@Heartneedstosa1) October 12, 2018
„Im College hatte ich noch sehr wenig sexuelle Erfahrung und mein bester männlicher Freund schon eine Menge. Er schlief oft mit mir in einem Bett, weil wir beide gern kuschelten. Das war schön. Weil er kein Vergewaltiger war.“
Went to a party once and got really drunk, needed a place to sleep it off and a guy i liked said i could stay over. I woke up in the morning in his bed still fully clothed w him sleeping on the couch. He walked me home after to make sure i got there safe cause he’s #NotARapist
— lady elizabeth (@lizabethdevon) October 12, 2018
„Ging auf eine Party und betrank mich. Brauchte einen Ort, an dem ich meinen Rausch ausschlafen konnte, und ein Mann, den ich mochte, sagte, ich könne bei ihm übernachten. Ich wachte am nächsten Morgen vollständig angezogen in seinem Bett auf, er hatte auf dem Sofa geschlafen. Er brachte mich heim, damit ich sicher nach Hause gelangte, denn er war kein Vergewaltiger.“
Wie machen das all diese Männer nur? Ganz einfach: Sie sind normale, anständige Leute und keine Verbrecher. Gar nicht so schwer.
„Ich war in London und betrunken. Hatte die letzte Bahn verpasst und stolperte in ein Auto hinein, weil ich dachte, es sei ein Taxi. War es nicht. Der Typ fuhr mich trotzdem sicher nach Hause, denn er war kein Vergewaltiger.“
Wenn du sexuelle Gewalt erfahren hast, gibt es Anlaufstellen, die dir helfen. Du kannst dich an das örtliche Frauenhaus, Beratungsstellen für Frauen oder Hilfsorganisationen wie den Weißen Ring wenden. Zudem gibt es anonyme Telefonhotlines wie die Nummer gegen Kummer (0800 111 0 111) oder das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen (08000 116 016). Du bist nicht allein!
All diese Geschichten sollten uns nicht so angenehm überraschen, wie sie es tun. Was hier immer wieder passierte, sind keine selbstlosen Heldentaten, sondern schlicht und ergreifend Beispiele minimalen menschlichen Anstands, wie ihn jeder an den Tag legen sollte. Sich zu betrinken, ist kein Verbrechen. Leichtsinn ist kein Verbrechen. Vertrauen in das Gegenüber ist kein Verbrechen.
Sexuelle Übergriffe dagegen sind Verbrechen, die normale Menschen nicht begehen, sondern Verbrecher. Schade, dass man das tatsächlich immer noch sagen muss.
Quelle: Bored Panda
Vorschaubild: ©Twitter/Maura Quint