Für Außenstehende ist es oft nur schwer vorstellbar: Menschen, die mit einem gewalttätigen Partner zusammen leben und die Beziehung trotz schwerer Misshandlungen und häuslicher Gewalt nicht beenden. Doch genau so erging es Tiffany Durlak.
Häusliche Gewalt
Als Tiffany mit ihrem damaligen Partner zusammenkam, gab er ihr das Gefühl, sie zu lieben. Obwohl Tiffany auch einige Warnsignale bemerkte, wollte sie zunächst nicht wahrhaben, dass dieser Mann ihr Leben zur Hölle machen würde.
In einer toxischen Beziehung
Drei Monate nach ihrem Kennenlernen wurde Tiffany schwanger. Und genau ab diesem Zeitpunkt fingen die Misshandlungen an: Erst schubste er sie, dann schlug und würgte er die Schwangere – ganz abgesehen von dem emotionalen Missbrauch, den die junge Frau von ihrem Partner erleben musste.
Den Höhepunkt erreichte diese toxische Beziehung jedoch mit dem folgenden Vorfall. Es geschah eines frühen Morgens im Jahr 2011, wie Tiffany erklärt:
„Mein Partner rammte ein Messer in meine linke Hand. Er tat dies mit solcher Wucht, dass die Klinge des Messers abbrach. Dabei hat er den Knochen meines linken Ringfingers gebrochen.“
Ein brutaler Angriff
Mit starken Blutungen brachte ihr Partner sie in die Notaufnahme. Aber vorher unternahm er alles, um Tiffany dazu zu bewegen, die Ärzte über den Grund der Verletzung anzulügen. Tiffany steckte damals noch so tief im emotionalen Gefängnis ihrer Beziehung, dass ihr keine andere Wahl blieb. Die junge Frau log sogar ihre Familie an, was die häusliche Gewalt anging.
Unter der Verletzung litt sie noch lange: „Meine Hand schmerzte so sehr, dass ich sie nicht einmal öffnen konnte. Fünfmal musste sie operiert werden, bevor ich sie wieder normal nutzen konnte. Außerdem habe ich jahrelang mit Blick auf meine Narbe gedacht: ‚Meine Güte, sieht das hässlich aus!'“
Ihre Babys gaben ihr Mut
Tiffany ahnte, dass es so nicht weitergehen konnte. Doch ihr Partner versuchte, sie immer wieder davon zu überzeugen, dass niemand anderes sie lieben werde, und sie es im Leben niemals alleine schaffen könne. Er spielte geschickt mit ihren Ängsten, indem er behauptete, dass sie jeden Mann mit ihrer „hässlichen“ Narbe abstoßen würde.
Erst drei Jahre nach dem Messerstich kam die Wende: Tiffany wurde erneut schwanger. Diesmal mit Zwillingen. Nachdem ihre beiden Mädchen das Licht der Welt erblickt hatten, fand Tiffany endlich genügend Mut, ihrer toxischen Beziehung zu entkommen. Der Wunsch, ihren Babys eine schreckliche Kindheit mit einem gewalttätigen Vater zu ersparen, gab ihr die nötige Kraft dazu.
Eine neue Liebe?
Der dreifachen Mutter gelang es tatsächlich, sich von ihrem gewalttätigen Partner zu befreien. Die erste Zeit als Alleinerziehende fiel ihr sehr schwer. Neben der Arbeit und den Kindern musste sie auch mit ihren seelischen Verletzungen durch die häusliche Gewalt fertigwerden.
Trotz allem hatte Tiffany jedoch die Liebe nicht aufgegeben: „Ich arbeitete an einer Schule für Verhaltenstherapie und war in einen meiner Kollegen verknallt. Sein Name war Brian. Ich dachte wirklich nicht, dass er mir – einer alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern – jemals Aufmerksamkeit schenken würde. Ich habe so lange versucht, zu flirten, aber nichts! Schließlich wurden wir in dasselbe Klassenzimmer versetzt. Da intensivierte ich meine Flirtversuche, so sehr es ging.“
„Ich habe ihm alles erzählt“
Schließlich biss Brian an. Sie schickten sich gegenseitig Textnachrichten und schon bald nahm Tiffany all ihren Mut zusammen, um ihren Kollegen auf ein Gläschen nach der Arbeit einzuladen. Obwohl ihr Freunde rieten, ihm nicht gleich ihre ganze schreckliche Vergangenheit zu erzählen, öffnete die dreifache Mutter ihrem Schwarm das Herz bereits beim ersten Date:
„Ich habe ihm alles erzählt. Ich erinnere mich, dass ich am Ende des Abends dachte: ‚Er wird nie wieder mit mir reden.‘ Nachdem er gegangen war, schrieb er mir aber: ‚Es war schön, mit dir nach der Arbeit etwas zu unternehmen. Wir sollten das öfter tun.‘ Da fingen Brian und ich an, uns täglich zu treffen.“
Nach und nach kamen sich die beiden näher, bis Brian ihr schließlich am 24. Dezember 2016 einen Antrag machte. Die beiden heirateten und schon bald nach ihrer Hochzeit leitete das Paar alles für eine Adoption in die Wege. Am 10. Januar 2019 adoptierte Brian offiziell Tiffanys Sohn und ihre beiden Töchter.
Eine echte Familie
„Brian hat mich verstanden. Seine Liebe war so aufrichtig und vor allem gab er uns das Gefühl der Sicherheit. Ich hätte nie gedacht, dass ich in einer Million Jahren heiraten würde.“
Zur Krönung ihres neuen Lebens kam Tiffany eine besondere Idee: „Ich schaute auf meine Hand und war stolz, dass ich es geschafft hatte, mein altes Leben hinter mir zu lassen, war aber auch traurig, dass ich eine so dunkle Zeit durchgemacht hatte.„
Die Narbe und das Tattoo
Deshalb ließ sie sich den Satz „Ich liebe dich, Baby“ in Brians Handschrift tätowieren — dieselben Worte, mit denen er immer seine Liebesbotschaften signierte:
„Ich wollte, dass die Narbe eine Erinnerung an die bedingungslose Liebe ist, die ich gefunden habe, und an all die guten und glücklichen Dinge, die ich jetzt mit der Liebe meines Lebens teile.“
Zum Glück konnte Tiffany der Hölle ihrer toxischen Beziehung mit häuslicher Gewalt entfliehen und nach all dem Leid doch noch die wahre Liebe finden. Endlich sind sie eine glückliche Familie!
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Quellen: lovewhatmatters, lovewhatmatters
Vorschaubild: ©Instagram/tiff_uhnay