Waleri Spiridonow hatte keinen leichten Start ins Leben. Der 33-jährige Russe wurde mit einer sogenannten spinalen Muskelatrophie geboren, was bedeutet, dass die motorischen Nervenzellen in seinem Rückenmark nur unzureichend ausgebildet sind beziehungsweise sich sogar zurückentwickeln. Waleri, dessen ganzer Körper von Muskelschwund gezeichnet ist, kann nicht frei sitzen und benötigt zur Fortbewegung einen speziellen Rollstuhl.
Trotz seiner schweren Behinderung machte er das Beste aus seinem Leben und folgte seinen Interessen. Waleri beendete ein Informatikstudium an der staatlichen Universität Wladimir mit Erfolg und wurde Computerprogrammierer. Er war immer gesellschaftlich aktiv und erreichte angesichts seiner Erkrankung ein bemerkenswertes Alter:
„Ich bin mittlerweile über 30 Jahre alt, obwohl Menschen mit dieser Krankheit kaum 20 Jahre alt werden“, erzählt Waleri.
Den wohl baldigen Tod vor Augen, meldete sich Waleri Ende 2015 als Freiwilliger für die weltweit erste Kopftransplantation, die der italienische Chirurg Dr. Sergio Canavero im selben Jahr angekündigt hatte – die Bekanntgabe seines Vorhabens erregte nicht nur in der Fachwelt viel Aufsehen.
Waleri war sich der Risiken bewusst, meinte jedoch, dass er sowieso kaum eine Wahl habe, weil sich sein gesundheitlicher Zustand nicht bessern würde. Er wollte jede Chance nutzen, die es ihm vielleicht ermöglichen würde, seine Erkrankung zu heilen.
Anfang 2018 erklärte Dr. Canavero jedoch recht plötzlich, dass ein chinesischer Freiwilliger Waleris Platz einnehmen werde. Woher genau dieser Sinneswandel kam, steht nicht fest. Jedoch wird vermutet, dass er mit Dr. Canaveros Forschungstätigkeit in China zu tun hat.
Obwohl Waleri große Hoffnungen in die Operation gesetzt hatte, ist er nicht allzu sehr enttäuscht: „Ich fühle mich sehr erleichtert, als ob mir viel Gewicht von den Schultern genommen wurde. Ich wollte nie aus Eitelkeit der Erste sein.“ Davon abgesehen hat sein Leben in der Zwischenzeit eine sehr schöne Wendung genommen: Waleri ist Ehemann und Vater geworden!
Zusammen mit Anastasia Panfilowa, einer Masterabsolventin in Chemietechnologie, die ebenfalls aus Wladimir stammt, hat Waleri einen Sohn, der trotz seiner Erkrankung vor wenigen Wochen gesund auf die Welt gekommen ist. „Wir haben in derselben Stadt gelebt und hatten beruflich viel miteinander zu tun. Schon bald wurde klar, dass die Chemie zwischen uns stimmte“, erklärt Waleri.
Das Paar hat vor etwas mehr als einem Jahr in Moskau geheiratet und lebt derzeit in Florida (USA), wo der 33-Jährige in Gainesville an der staatlichen Universität Florida ein Studium aufgenommen hat.
Hoffentlich bleibt dem 33-Jährigen noch möglichst viel Zeit mit seiner jungen Familie. Vielleicht wird in nicht allzu ferner Zukunft eine alternative Behandlungsmethode entdeckt, welche die Folgen von Waleris schwerer Erkrankung mildert. Dem jungen Familienvater wäre es von Herzen zu wünschen.