Wiley Storment ist zum letzten Mal glücklich. Zusammen mit seinem 8-jährigen Bruder Oliver und anderen Kindern tobt er auf dem Trampolin im Garten seines neuen Zuhauses in Portland (USA). Es ist ein lauer Sommerabend im August 2019; Freunde sind zu Besuch. Die Zwillingsbrüder und ihre Eltern Jessica Brandes und J.R. Storment sind erst vor wenigen Wochen eingezogen.
Zum Abendessen bestellt die Familie indisches Curry, Wileys absolutes Lieblingsgericht. Satt, müde, glücklich und mit einem Gutenachtkuss auf der Stirn schließt Wiley seine großen blauen Augen und schläft neben seinem Bruder und besten Freund Oliver ein. Doch der kleine Junge soll nie wieder aufwachen.
Wiley verstirbt ohne Vorwarnung im Schlaf. Todesursache ist vermutlich SUDEP (sudden unexpected death in epilepsy), ein plötzlicher, unerwarteter Tod bei Epilepsie, der bei etwa einem von 5000 Kindern mit Epilepsie eintritt.
Diagnose: Rolando-Epilepsie
Erst 9 Monate vor seinem Ableben wurde bei dem Jungen Rolando-Epilepsie diagnostiziert; dabei handelt es sich um eine gutartige Epilepsie im Kindesalter, die im Schlaf auftritt. Die Anfälle enden meist mit Eintritt der Pubertät und auch dem Schüler gaben die Ärzte eine gute Prognose.
Doch stattdessen wird der 8-Jährige von einem Tag auf den anderen aus dem Leben gerissen. Obwohl die Eltern vor Schmerz um den Verlust ihres kleinen Sohnes noch ganz betäubt sind, haben sie sich dazu entschlossen, ihre Geschichte auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn zu veröffentlichen. „Wir trauern sehr. Aber was uns hilft, ist, unsere Geschichte mit euch zu teilen“, erklärt Mutter Jessica. „Wir heilen langsam, während wir darüber sprechen.“
„Was ist nur passiert, mein Schatz?“
So erzählt die Ärztin auch von dem furchtbaren Augenblick, als sie ihr Kind fand: „Es schien so, als würde Wiley nur lange ausschlafen. Ich schaute nach ihm und sah ein friedlich schlafendes Kind in seinem Bett. Doch ich wurde irgendwann misstrauisch.
Oliver spielte neben seinem Bruder auf seinem iPad und ich fand es merkwürdig, dass Wiley noch nicht aufgewacht war. Ich zog die Decke zurück und sah die violetten Leichenflecken auf seinen Beinen. Das sagte mir, dass mein Sohn seit mindestens 8 Stunden tot war. Ich fühlte seinen Puls und spürte nur seine kalte Haut.“
Jessica ruft dennoch den Notarzt. Doch sie muss einen noch viel schwereren Anruf bei ihrem Mann tätigen. Und ihm sagen, dass ihr Sohn nicht mehr lebt.
Gefühlte Ewigkeiten vergehen, bis Polizei und Leichenbeschauer endlich das Kinderzimmer freigeben und die Eltern zu ihrem Kind dürfen, um sich zu verabschieden. „Ich legte mich neben ihn in sein geliebtes Bett, hielt seine Hand und wiederholte immer wieder: ‚Was ist nur passiert, mein Schatz, was ist nur passiert?'“, erinnert sich Papa J.R.
„Wir blieben 30 Minuten bei ihm und streichelten ihm über den Kopf. Als man ihn auf einer Trage hinausbrachte, lief ich neben ihm her und hielt seine Hand durch den Leichensack.“
Eine Botschaft an alle Eltern
Seit diesem Tag klafft eine riesige Lücke in der kleinen Familie. Eine Lücke, die früher von Wileys Lachen gefüllt wurde. Nichts und niemand kann einen auf den Verlust des eigenen Kindes, des Bruders, des besten Freundes vorbereiten. Doch Jessica, J.R. und Oliver versuchen die Erinnerung an Wiley im Herzen lebendig zu halten.
„Er war glücklich, klug, künstlerisch begabt, lustig und ein toller Tänzer“, schreibt Jessica. „Wunderschöne blaue Augen hatte er und war gefühlt alle 2 Wochen aus seinen Klamotten herausgewachsen. Bereits 10 Länder hatte er bereist und war schon einmal verliebt. Ihm wurde noch nie das Herz gebrochen.“
Wiley Storments Eltern möchten nun vor allem anderen Eltern die Botschaft weitergeben, die Zeit mit ihren Kindern wertzuschätzen – solange sie es können: „Wenn wir irgendetwas aus dieser Erfahrung gelernt haben, dann ist es, andere daran zu erinnern, nicht die Dinge zu verpassen, die am meisten zählen.
Das Leben ist zerbrechlich und unsere Zeit ist begrenzt. Am meisten wünschen wir uns, wir hätten mehr Zeit gehabt. Wenn ihr Eltern seid und mehr Zeit mit euren Kindern verbringen könnt, dann tut es.“
Quelle: People
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