Sich aus der eigenen Wohnung auszuschließen, ist eine Erfahrung, die man niemand wünscht, auch wenn man normalerweise selbst schuld ist. Was aber, wenn man ohne eigenes Verschulden in die eigene Wohnung eingesperrt wird? Diesen Albtraum mussten im Januar 2024 einige US-Amerikaner durchmachen.
In Harvey, einem südlichen Vorort Chicagos, kam es offenbar zu einer unglaublichen Situation: Eine Wohnanlage fiel durch bauliche Mängel auf. Eine Treppe war eingestürzt, aber auch die restlichen Treppen und Balkone waren einsturzgefährdet. Deshalb ordneten die Behörden Renovierungsmaßnahmen an.
Wohnungen müssen geräumt werden
Per Post wurden die Bewohner aufgefordert, ihre Wohnungen bis zum 29. Dezember 2023 zu verlassen. Anscheinend bekamen aber nicht alle die Benachrichtigung.
„Sie haben uns den Brief nicht übergeben. Nur manche Bewohner hatten eine Nachricht an der Tür. Nicht jeder hat den Brief bekommen“, erklärt Anwohnerin Genevieve Tyler, die seit vier Jahren in der Wohnanlage lebt.
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Im Januar dann wurde eine Firma losgeschickt, die den ganzen Komplex versiegeln sollte. Offenbar ohne vorher nachzuprüfen, ob überhaupt alle Wohnungen geräumt waren.
So berichtet es Genevieve:
„Die haben einfach angefangen, alles zu vernageln.“
„Da wurde nicht einmal geklopft. Die haben einfach angefangen, alles zu vernageln. Nachdem ich das gesehen hatte, bin ich sofort raus aus auf meinen Balkon. Und als ich die Treppe herunterlief, sah ich, wie sie sämtliche Wohnungen verbarrikadierten.“
Trotz des Protestes der Anwohnerin machten die Arbeiter weiter. Dabei waren wohl einige Wohnungen noch bewohnt. Vor allem von älteren Menschen über 70; auch eine Familie mit Kindern gab es noch und Haustiere sollen zu hören gewesen sein.
„Es war ihnen egal. ‚Sprechen Sie mit dem Immobilienmanager.‘ Das haben sie die ganze Zeit gesagt“, erklärt Genevieve.
Weil eine Bewohnerin die ganze Aktion zu filmen begann, hörten die Arbeiter schließlich auf. Der Vorfall schlug einige Wellen und die noch bewohnten Apartments wurden wieder geöffnet. Trotzdem ist die Situation noch immer für die letzten Bewohner schrecklich, denn der Strom und die Heizungen wurden anscheinend abgestellt.
Ein Video von einer Bewohnerin (auf Englisch) über den Vorfall:
Manche der betagten Bewohner sind gesundheitlich kaum in der Lage, umzuziehen. Geschweige denn, schnell eine neue Bleibe zu finden. Aber auch für Mieter wie Genevieve ist es nicht einfach:
„Ich habe gestern den ganzen Tag geweint.“
„Ich habe gestern den ganzen Tag geweint. Ich kann schon nicht mehr weinen. Ich weiß nicht, was ich in dieser Situation noch tun soll. Meine Wohnung möchte ich nicht verlassen, denn es gibt keinen Ort, zu dem ich gehen könnte. Ich möchte nicht draußen im Kalten sitzen. Deshalb sitze ich lieber hier. Es ist kalt hier drin, aber ich bin lieber hier drinnen als draußen.“
Das ist aber nicht das einzige Problem. Schließlich besteht weiterhin Einsturzgefahr; die ganze Bausubstanz hat wohl nach einem Gutachten ihre Lebensdauer überschritten. Hoffentlich wird möglichst bald für die Bewohner ein Ausweg aus diesem Dilemma gefunden!
Quelle: fox32chicago
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