Schmerz – ein Gefühl, das fast allen Menschen nur allzu bekannt ist. Fast allen. Denn, so unglaublich dies auch klingt, es gibt Menschen, die ohne Schmerzempfinden geboren werden.
Angeborene Analgesie, wie diese extrem seltene Mutation genannt wird, wurde bisher weltweit nur bei etwa 30 Personen festgestellt. Die Betroffenen leiden unter einer genetischen Veränderung, die bewirkt, dass sie absolut kein Schmerzempfinden haben.
Was erst einmal sehr positiv klingt, ist jedoch hochgefährlich. Die warnende Wirkung von Schmerzen bleibt bei diesen Menschen einfach aus – sie lassen buchstäblich die Hand auf einer heißen Herdplatte liegen, bevor sie bemerken, dass sie dabei körperlichen Schaden nehmen. Besonders während der Kindheit laufen sie Gefahr, schlimme Unfälle zu erleiden.
Eine Frau, die aus ihrer angeborenen Schmerzunempfindlichkeit jedoch nicht nur eine Kunst, sondern sogar eine Karriere gemacht hat, war Evatima Tardo.
Die 1871 geborene Varietékünstlerin spürte nicht nur keine Schmerzen, sondern sie soll auch immun gegenüber Schlangengift gewesen sein. Sie sagte von sich, dass sie keinerlei Tastempfinden habe.
Als Evatima fünf Jahre alt war, wurde sie zum Entsetzen ihrer Eltern von einer Kobra gebissen. Doch statt zu sterben, lag das Kind nur 30 Stunden lang in einem tiefen Schlaf, bevor es unversehrt wieder aufwachte.
Im Laufe ihrer Kindheit und Jugend zog Evatima die Faszination vieler Mediziner auf sich. Mehrere Zeitungen berichteten von dem Mädchen, dem Schlangenbisse nichts ausmachten und das keinen Schmerz spürte.
Im Jahr 1897 nutzte sie schließlich ihre besonderen Fähigkeiten als Beruf. Sie begann, auf der Bühne des Kohl & Middleton’s Dime Museum in Chicago aufzutreten.
Die New York Times nannte sie nach ihren Auftritten „Die seltsamste Frau der Welt“. Vor ihrem erschrockenen Publikum steckte Evatima ihre Hand in Kisten voller Klapperschlangen und Kobras und ließ sich von den Tieren beißen. Und das war längst nicht alles!